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Neuer Wirkstoff gegen Alzheimer

Rund 1,2 Millionen Menschen in Deutschland leben derzeit mit der Diagnose Alzheimer. Im Jahr 2050 werden es fast zwei Millionen sein. Mit Lecanemab und Donanemab kommen jetzt Medikamente auf den Markt, die erstmals eine „kausale“ Wirkung gegen das Leiden – also eine Wirkung gegen die Ursache der Erkrankung – aufweisen. Sind die großen Erwartungen gerechtfertigt, die auf der Therapie liegen?

Lecanemab wurde im Juli 2023 in den USA zur Therapie von Alzheimer zugelassen, für Donanemab ist die Zulassung bei der US-amerikanischen Arzneimittelbehörde FDA beantragt. Wann die Zulassung für die EU und Deutschland erfolgt, ist derzeit noch nicht bekannt.

Wirkungsweise der neuen Medikamente

Lecanemab und Donanemab sind Antikörper, die sich gegen schädliche Eiweiß-Ablagerungen im Gehirn richten. Diese sogenannten Amyloid-Plaques gelten als mitverantwortlich für die Alzheimer Demenz. Die Ablagerungen entstehen über einen langen Zeitraum hinweg aus falsch gefalteten Eiweißen, sogenannten Beta-Amyloiden. Die Antikörper heften sich an eine bestimmte veränderte Form der Beta-Amyloide. Immunzellen im Gehirn bauen dann die schädlichen Plaques zusammen mit den Antikörpern ab.

Studien zur Wirksamkeit

Die Medikamente sind zwar nicht die ersten ihrer Art, im Gegensatz zu allen vorigen Medikamenten scheint die neue Arznei aber tatsächlich einen messbaren Effekt zu haben.

Beispiel Lecanemab: In einer großangelegten Studie schnitten Alzheimererkrankte, die das Mittel bekamen, nach 18 Monaten in Gedächtnistests messbar besser ab als Erkrankte, die ein Scheinmedikament erhielten. Und Untersuchungen wiesen nach, dass die schädlichen Ablagerungen im Hirngewebe weniger wurden. Unter der Medikamentengabe konnte bei den Probanden während eineinhalb Jahren der geistige Abbau um gut ein Viertel verzögert werden.

Beispiel Donanemab: Eine aktuelle Studie mit mehr als 1320 Alzheimererkrankten in einem frühen Krankheitsstadium hat gezeigt, dass Donanemab die Beta-Amyloide im Gehirn bei vielen fast vollständig abbaut. Nach 76 Wochen Therapie haben mehr als 75 Prozent der Behandelten gut darauf angesprochen im Vergleich zur Gruppe, die über den gesamten Zeitraum hinweg das Placebo erhielten. Bei ihnen war kein Abbau der Amyloid-Plaques zu beobachten.

Bei 47 Prozent der Teilnehmenden, die Donanemab bekamen, verschlechterten sich die geistigen Fähigkeiten nach einem Jahr nicht, bei der Placebo-Gruppe lag dieser Anteil nur bei 29 Prozent. Insgesamt kam es mit Donanemab zu rund 35 Prozent weniger geistigen Einbußen als mit dem Placebo. Der Krankheitsverlauf verzögerte sich im Mittel um etwa vier Monate. Die Behandelten profitierten auch nach dem Absetzen von Donanemab noch von der Wirkung des Medikaments.

Erfolg geringer als erhofft

Die Medikamentation ist nur bei Erkrankten im Anfangsstadium sinnvoll. Also Menschen, die zwar schon eine Alzheimer-Diagnose bekommen haben, aber bislang nur wenige geistige Einschränkungen bei sich feststellen.

Die Erkrankung wird durch die beiden Medikamente weder gestoppt noch geheilt. Der Verlust von Erinnerung oder Orientierungsvermögen schreitet mit der Behandlung weiter voran -nur eben etwas langsamer als ohne die neuen Medikamente.

Fachleute deuten daher die Studienergebnisse zwar als einen wichtigen Schritt in der Alzheimerforschung, warnen aber vor zu viel Euphorie. Auch wenn die Wirkung für den Einzelnen nach 18 Monaten kaum spürbar ist, besteht die Hoffnung, dass die Effekte über längere Zeiträume anhalten. Das wurde bislang jedoch noch nicht belegt.

Zu Bedenken sind auch die Nebenwirkungen: Beide Medikamente können Schwellungen und Blutungen im Gehirn verursachen, vor allem mit der gleichzeitigen Einnahme von Gerinnungshemmern.

Und nicht zuletzt ist die Behandlung auch eine Kostenfrage. Wie viel genau zum Beispiel Lecanemab in Deutschland kosten würde, kann man zwar noch nicht sagen. In den USA kalkulieren die Hersteller jährlich 26 500 US-Dollar, also rund 25 000 Euro. Dazu kommen Kosten für die nötigen Untersuchungen, insbesondere die Bildgebung, und für medizinische Betreuung.

Die Hoffnung der Ärzte und Kliniken ist, dass Lecanemab und Donanemab einen Anstoß zur Entwicklung von weiteren Arzneien geben, die in Kombination mit anderen künftigen Mitteln das Fortschreiten von Alzheimer wirksam verlangsamen und den Verlauf der Krankheit hinauszögern.

Der Weg dorthin mühsam und teuer. Mehr als 25 Medikamente wurden zuletzt an Menschen auf Wirksamkeit geprüft – oft ohne Erfolg. Viele Milliarden haben klinische Studien zur Alzheimer-Forschung bisher verschlungen. Fast alle getesteten Medikamente setzen bei der Plaque-Bildung an. Doch obwohl einige Mittel den Eiweißmüll reduzieren, war bislang kein Effekt auf den Krankheitsverlauf nachweisbar.

Verschiedene Therapieansätze gegen Alzheimer

Therapien gegen den Eiweißmüll im Gehirn: Viele Wirkstoffe zielen auf die „Amyloid-Kaskade“: Bei Alzheimer entstehen aus dem normalen Eiweiß der Nervenzellen kleinere Stücke, die verklumpen und typische, unlösliche „Plaques“ bilden. Manche Arzneien sollen die Scheren blockieren, die das normale Eiweiß zerkleinern. Andere sollen die Beläge auflösen. Lecanemab und Donanemab binden die noch löslichen Klumpen und ermöglichen deren Abbau.

Therapien gegen Entzündungen im Nervengewebe: Immunzellen im Gehirn bekämpfen Infektionen, räumen defekte Eiweiße und Zellreste ab und sorgen dafür, dass die Verknüpfungen zwischen Nervenzellen intakt bleiben. Es gibt mittlerweile deutliche Hinweise, dass eine dauerhafte Aktivierung dieser Immunzellen an der Entstehung von Alzheimer beteiligt ist. Auch gegen diese „Neuro­in­flammation“ werden Wirkstoffe gesucht.

Therapien gegen Eiweißmüll innerhalb der Nervenzellen: Auch in den Nervenzellen bilden sich bei Alzheimer Eiweißklumpen, die Tau-Fibrillen. Sie stören die Funktion der Nervenzellen. Einige potenzielle Wirkstoffe sollen die Bildung der Fasern verhindern oder sie auflösen.

Therapien für eine bessere Reizübertragung: Eine gestörte Reizübertragung zwischen Nervenzellen erschwert die Gedächtnisbildung. Antidementiva können diese Folgen von Alzheimer linder. Sie blockieren Botenstoffe oder verhindern deren Abbau, was die Reizübertragung bessert. Den Krankheitsverlauf verzögern sie nicht.

Erfolg ist ein Zusammenspiel vieler Faktoren

Lecanemab und Donanemab zeigten jetzt erstmals eine Wirkung. Dass sie den Krankheitsverlauf nicht deutlicher stoppen können, liegt vermutlich daran, dass Alzheimer eben mehrere Ursachen hat. Amyloid gehört nach Ansicht der Neurobiologen dazu, Eiweißklumpen im Inneren der Nervenzellen spielen ebenfalls eine Rolle. Entscheidend könnte aber ein dritter Mechanismus sein – nämlich Entzündungen des Nervensystems. Arzneien gegen diese Prozesse sind in Entwicklung.

Das Gute aber ist, dass jeder schon jetzt etwas gegen Entzündungen tun und sein Alzheimerrisiko senken kann: Bewegung ist wegen der antientzündlichen Effekte ein gutes Mittel der Prävention.

Behandlung in spezialisierten Ambulanzen

Sollten die neuen Medikamente auch in Deutschland zur Behandlung zugelassen werden, wird dies voraussichtlich nur in spezialisierten Ambulanzen erfolgen. In der hausärztlichen Praxis gibt es keine Kapazitäten für die zeit- und betreuungsintensive Behandlung, da das Medikament alle zwei Wochen per Infusion in die Vene verabreicht werden muss. Außerdem sind zur Kontrolle regelmäßige Bildgebungen des Gehirns nötig. Rund 170 dieser Ambulanzen gibt es in Deutschland, die meisten davon in den westlichen Bundesländern. Sie sind zugleich die Anlaufstellen für eine frühe Diagnose, die Voraussetzung für die Therapie ist.

Zurzeit forschen Wissenschaftler auch intensiv auf dem Gebiet der Früherkennung von Alzheimer durch Blutmarker. Wenn diese zum Einsatz kommen, dann können auch hausärztliche Praxen Verdachtsfälle auf Alzheimer gezielt erkennen und die Patienten zu Spezialisten überweisen.

Ein allgemeines Screening der älteren Bevölkerung halten Experten für Demenzforschung derzeit nicht für sinnvoll. Erst dann, wenn man über einen besseren Wirkstoff verfügt und die Ursache von Alzheimer angehen kann, könne darüber nachgedacht werden.

Mehr zum Thema Alzheimer erfahren Sie in unserer Ratgeberbroschüre.

Recht und Alltagstipps

Recht & Alltagstipps im Juni

Recht und Alltagstipps

Interessanten Alltagstipps und Infos zur aktuellen Rechtsurteilen haben wir hier für Sie zusammengefasst. In diesem Monat aktuell:

Fahrkosten für Pflegebedürftige

Bringen Sie pflegebedürftige Angehörige regelmäßig zu Ärzten oder anderen Terminen, können Sie die Fahrtkosten in der Steuererklärung geltend machen. Ob Sie Pauschalen oder außergewöhnliche Belastungen geltend machen, hängt von den tatsächlich entstandenen Kosten ab.

Über den Pflege-Pauschbetrag gibt es je nach Pflegegrad zwischen 600 und 1800 Euro. Der Pflege-Pauschbetrag bietet einige Vorteile. Zum Beispiel ist für die Beantragung in der Steuererklärung kein Nachweis von Belegen notwendig (§ 33b Abs. 6 EStG). Und es wird keine zumutbare Belastung abgezogen (weil es sich hier um eine besondere außergewöhnliche Belastung handelt).

Allerdings ist der Pflege-Pauschbetrag an einige Voraussetzungen geknüpft: Es handelt sich um einen Angehörigen, die Pflege findet in der häuslichen Umgebung statt, es erfolgt keine Vergütung und die Steuer-ID des Pflegebedürftigen muss angegeben werden.

Rechte bei Flugausfall

Beim Streik am Flughafen ist der Flieger ausgefallen? Wie ärgerlich! Ihre Fluggastrechte (Schadenersatz) können Sie noch bis zu 3 Jahre nach der Flugannullierung beim Luftfahrtunternehmen geltend machen. Reagiert dieses nicht, können Sie nach zweimonatiger Wartezeit auch eine Schlichtungsstelle einschalten, z. B. beim Bundesamt für Justiz oder anerkannte privatrechtliche Schlichtungsstellen wie die söp e. V. Sie können auch einen Dienstleister einschalten, wie z. B. Flightright oder FairPlane. Doch diese verlangen Provisionen von bis zu 30 Prozent und übernehmen oft nur Erfolg versprechende Fälle.

Sicherheit zu Hause

Die Initiative „Das sichere Haus“ empfiehlt, sich auch zu Hause zwei Feuerlöscher zuzulegen, einen für den Flur und einen in der Küche. Beide sollten die Brandklasse A, B und idealer Weise auch F haben. Die Geräte sollten der DIN-Norm DIN EN 3 entsprechen und das CE-Zeichen tragen. Feuerlöscher sollten alle sechs bis 10 Jahre ausgewechselt werden.

Besser schlafen

Sie können schlecht schlafen? Dann geht es Ihnen wie jeder 2. Frau bzw. jedem 4. Mann in Deutschland. Doch die Naturapotheke hält einige Helfer bereit: Extrakte der Wurzel des Echten Baldrians interagieren mit speziellen Botenstoffen im Gehirn und erleichtern das Ein- und Durchschlafen. Verwendet werden vor allem Trockenextrakte, diese sollten jedoch in einer ausreichend hoher Dosis vorhanden sein (300 – 600 Milligramm) – und eine Besserung stellt sich erst nach zwei- bis vierwöchiger Behandlung ein.

Auch die Flavonoide aus der Passionsblume können bei nervöser Unruhe und Schlafstörungen Linderung bringen – Passionsblumenkraut gibt es als Tee, Tropfen oder Dragees. Lavendel wirkt ebenfalls schmerzlindernd, beruhigend und angstlösend. Diese Heilpflanzen wirken ohne Gewöhnungseffekt und ohne Beeinträchtigung der Fahrtüchtigkeit oder Konzentration.

Weitere Infos zu Top-Themen gewünscht? Dann schauen Sie sich in unserer Ratgeber-Übersicht um!

Warum Insulin manchmal nicht richtig wirkt

In Deutschland erkranken etwa 600.000 Menschen im Jahr neu an Diabetes. Viele von ihnen müssen Insulin spritzen. Gerade anfangs kann es zu großer Verunsicherung kommen, wenn das Insulin nicht so wirkt, wie man es erwartet. Aber auch für geübte insulinpflichtige Patienten kann sich plötzlich die Frage stellen: Warum wirkt mein Insulin anders als sonst?

Das Hormon Insulin ist für uns überlebenswichtig, da es die Aufnahme von Glucose in die Körperzellen und damit den Blutzuckerspiegel reguliert. Gebildet wird es in der den Betazellen der Langerhansschen Inseln, daher der Name Insulin. Im Juli 1921 gelang erstmals die Isolierung von Insulin und vor 100 Jahren, im Januar 1922, konnte einem an Diabetes Typ-1 erkrankten Jungen mit verabreichtem Insulin das Leben gerettet werden.

Beim Diabetes mellitus Typ-1 wird kein oder kaum Insulin produziert, beim Diabetes Typ-2 reagieren die körpereigenen Zellen nicht mehr ausreichend empfindlich auf das Hormon. Verwendet wird in der Regel Humaninsulin, das mit Hilfe von gentechnisch veränderten Bakterien oder Hefepilzen hergestellt wird oder verschiedene Insulinanaloga, die entweder besonders schnell oder sehr langsam wirken.

Im Verlauf der Erkrankung beurteilen Arzt und Patient immer wieder, ob das derzeit angewendete Insulin noch die nötige Wirkung zeigt. Vorausgesetzt wird dabei immer die ordnungsgemäße Anwendung des Medikaments. Verschiedene Gründe können die Wirksamkeit des Insulins beeinflussen:

Die Spritztechnik

Bei der Spritztechnik können sich immer wieder Anwendungsfehler einschleichen, auch wenn Sie zuvor eine ausführliche Schulung beim Haus- oder Facharzt erhalten haben. Die meisten Diabetiker nutzen einen PEN, entweder für den Einmalgebrauch oder mit Patronen zum Nachfüllen. Gespritzt wird in der Regel in das Unterhautfett, z. B. in Bauch, Oberschenkel, Gesäß.

So spritzen Sie richtig: Bilden Sie mit zwei Fingern eine Hautfalte, setzen die Nadel im 45 oder 90 Grad Winkel an und drücken den Auslöseknopf des PENs bis zum Anschlag hinunter. Die Nadel fährt dann automatisch aus und spritzt das Insulin. Warten Sie ca. 10 Sekunden, dass sich das Insulin verteilen kann, bevor Sie die Nadel entfernen. Achten Sie auf den korrekten Zusammenbau des PENs beziehungsweise dessen Handhabung. Beides ist in der Packungsbeilage der PENs bebildert dargestellt.

Pennadeln sind sterile Einmalartikel, die so dünn geschliffen sind, dass sie die Haut kaum verletzten. Werden sie mehrfach verwendet, können Gewebeverletzungen, Infektionen und eine schlechtere Aufnahme des Insulins erfolgen.

Die Einstichstelle

Als Spritzstelle kommen verschiedene Körperstellen infrage. Kurz wirkendes Normalinsulin (Alt-Insulin) und schnell wirkende Insulinanaloga sollten in das Bauchfett gespritzt werden, da der Körper es hier am schnellsten aufnehmen kann. Genau gegenteilig verhält es sich beim Basalinsulin, das möglichst langsam seine Wirkung entfalten soll. Daher eignet sich dafür der Oberschenkel besonders gut.

Insuline sollten nicht in den Oberarm gespritzt werden, da hier das Unterfettgewebe zu dünn ist und die Gefahr besteht, den Muskel zu treffen, was eine schnellere Resorption von Insulin zur Folge hat. Außerdem kann es hier leichter passieren, die Nadel in einem falschen Winkel aufzusetzen.

Auch wenn man mit einer bestimmten Stelle besonders gut zurechtkommt, sollte man regelmäßig die Einstichstelle wechseln. Wird immer wieder an derselben Stelle gespritzt, kann es zur Bildung von Narbengewebe und Verhärtungen kommen, was wiederum zu einer geringeren Aufnahme von Insulin führen kann.

Die Lagerung

Unter zwei Grad und über 40 Grad kann die Wirkung von Insulin verloren gehen. Dann zerfällt das enthaltene Eiweiß, das Insulin wird trüb oder flockig. Die Wirkweise ist dann nicht mehr gegeben. Lagern Sie Ihr Insulin daher am besten bei vier bis acht Grad im Kühlschrank (Gemüsefach oder Seitenfach).

Auch beim Transport im Winter und im Sommer sollten Sie auf die richtige Temperatur achten, denn im Auto kann es schnell sehr warm oder kalt werden. Ihre Medikamente sollten Sie daher möglichst in eine Kühl- oder Transporttasche abholen. Insulin in Kühltaschen jedoch nicht direkt auf gefrorene Kühlakkus legen!

Auf Reisen ist die Lagerung des Insulins eine besondere Herausforderung. Dafür sind im Handel jedoch eigens konstruierte Kühl- und Transporttaschen erhältlich. Wer eine Insulinpumpe verwendet, muss an heißen Tagen darauf achten, diese nicht zu sehr der Sonne auszusetzen. Bei einem sommerlichen Ausflug oder am Badesee können sonst schnell Temperaturen von über 30 Grad erreicht werden.

Übrigens: Auch der Körper reagiert anders auf das Insulin, wenn die Temperaturen sehr hoch sind. Diabetiker sollten an diesen Tagen besonderes Augenmerk auf ihren Flüssigkeitshaushalt legen und viel trinken.

Die Haltbarkeit

Ungeöffnete Insulin-Packungen können so lange verwendet werden, wie das aufgedruckte Haltbarkeitsdatum aussagt. Vorausgesetzt, es unterliegt den empfohlenen gekühlten Temperaturen. Geöffnetes Insulin kann man ca. vier Wochen -auch ungekühlt- aufbewahren. Überlagertes Insulin verliert oder ändert seine Wirkweise, es sollte also keine Verwendung mehr finden. Schreiben Sie deshalb das Datum auf die Patrone, wenn Sie das Insulin öffnen oder aus dem Kühlschrank nehmen.

Insulin und Gewichtszunahme

Wie viel Insulin ein Mensch benötigt (Basalbedarf), errechnet der Arzt anhand individueller Faktoren. Unter anderem spielt das Körpergewicht eine Rolle. Der typische Gesamtbedarf liegt zwischen 0,5 und 1 I.E. pro Kilogramm Körpergewicht und Tag. Nimmt man nun nennenswert zu oder ab, muss natürlich auch die Menge des Insulins angepasst werden, da es sonst zu einer Über- oder Unterdosierung kommen kann.

Wechselwirkung mit anderen Medikamenten

Es gibt eine ganze Reihe von Medikamenten, die den Blutzucker beeinflussen und somit auch die Wirkung des Insulins verstärken oder schwächen können. Dazu gehören unter anderem einige Antibiotika, verschiedene Antidepressiva, Medikamente zur Durchblutung, Schilddrüsenhormone, ACE-Hemmer und auch einige Schmerzmittel.

Insulin und Psyche

Auch psychische Faktoren können Einfluss auf den Zuckerspiegel von Diabetes-Patienten haben. Dazu kommt, dass Diabetiker häufiger als die restliche Bevölkerung, unter Depressionen und Angststörungen leidet. Wer niedergeschlagen ist, achtet manchmal auch weniger auf die regelmäßige Einnahme von Medikamenten und einen gesunden Lebensstil.

Blutzucker dauerhaft zu hoch

Insulin sollte den Blutzucker eigentlich auf einem gesunden und stabilen Level halten. Doch es kann vorkommen, dass er trotzdem dauerhaft zu hoch ist, das Insulin kann dadurch immer schlechter wirken. Mögliche Ursachen können sein:

  • Infekte (vor allem mit Fieber) und Entzündungen
  • Nierenerkrankungen
  • Nebenwirkungen von Medikamenten
  • Andere Erkrankungen

Einer Blutzuckererhöhung sollten Sie immer frühzeitig entgegenwirken. Ansonsten droht eine Hyperglykämie, die langfristig schwere Organschäden hervorrufen und im schlimmsten Fall tödlich enden kann.

Ebenso gefährlich ist eine Unterzuckerung (Hypoglykämie), der häufigste Notfall unter den Akutkomplikationen. Sie äußert sich durch Schwitzen, Blässe, Herzjagen und Zittern und Krampfanfällen und kann ebenfalls lebensgefährlich sein.

Mehr zur Thema erfahren Sie auch im Ratgeber Diabetes.

Jetzt hat Schimmel Hochsaison

 

Vor allem im Frühling und im Herbst – bei sparsamem Heizen und falschem Lüften aber auch über die Wintersaison – blüht in vielen Wohnungen der Schimmel. Was Sie dagegen tun können und wie Sie Ihre Gesundheit schützen.

Warum sich Schimmel bildet

Gerade in der Übergangszeit sind die Außenwände starken Temperaturunterschieden ausgesetzt. Oft kommen eine hohe Luftfeuchtigkeit und zu seltenes Lüften hinzu. Stehen dann auch noch Möbel direkt an der Wand, sodass keine Luftzirkulation bzw. Hinterlüftung möglich ist, kommt es leicht zu Schimmelbildung.

Die Luft ist in der Lage, je nach Lufttemperatur unterschiedlich große Wasserdampfmengen aufzunehmen. Trifft nun gesättigte Luft auf kühlere Oberflächen, sinkt das Feuchtigkeitstragevermögen an diesen Flächen ab und Wasser kondensiert. Dadurch gelangt frei verfügbare Feuchtigkeit an Oberflächen. Befinden sich jetzt entsprechende Mikroorganismen in der Nähe, können diese durch die neu entstandenen Bedingungen mit ihrer Stoffwechseltätigkeit und Zellteilung beginnen. Die Taupunktunterschreitungen an den Außenwänden ist also der auslösende Faktor für die Schimmelbildung und Schimmel-Kolonien können sehr bald in Form von schwarzen oder grünen Flecken wahrgenommen werden. Tritt ein Befall auf, sollten Sie schnell handeln, denn Schimmel-Kolonien neigen dazu, sich rasant auszubreiten.

Punktueller Befall

Stellen Sie nur kleine Schimmelstellen von wenigen Quadratzentimetern fest, können Sie dem Befall selbst zu Leibe rücken. Solche Stellen kommen beispielsweise oft in Altbauten an der Laibung neben dem Badfenster vor. Nehmen Sie hierzu ein reichlich mit Alkohol, Brennspiritus oder auch Flächendesinfekionsmittel getränktes Stück Küchenrolle und putzen Sie die Flecken einfach weg. Die genannten Mittel tötet Schimmel gut ab. Wichtig ist dabei, stets mit einem nassen Tuch zu arbeiten, um die Sporen zu binden. Entsorgen Sie das benutzte Tuch dann unverzüglich und noch feucht im Müll außerhalb der Wohnung. Lüften Sie anschließend gut und lassen Sie die Stellen trocknen. Ein übertriebener Selbstschutz ist hierbei nicht notwendig, eine Atemschutzmaske und Handschuhe zu benutzen, kann jedoch nicht schaden.

Der Auslöser für solche Art von Schimmelstellen kann in baulichen Mängeln liegen, machen Sie sich daher auf Ursachensuche. Das können Kältebrücken sein, etwa durch unsachgemäß eingebaute Fenster, oder auch defekte Fensterdichtungen, welche die Oberflächen auskühlen lassen, sodass sich dort verstärkt Tauwasser niederschlagen kann. Sprechen Sie hierzu auch Ihren Vermieter an.

Flächiger Schimmel an den Wänden

Sollen großflächig befallenen Schimmelstellen entfernt werden, steht zunächst der Gesundheitsschutz im Vordergrund. Die Schimmelsporen kann man sich als extrem kleine und leichte Fasern von wenigen Tausendstel Millimetern vorstellen. Es genügt ein Lufthauch, um die Sporen in der Umgebung zu verteilen, was zu weiterer Kontamination und zu gesundheitlichen Schäden führen kann.

Vermeiden Sie daher den Kontakt mit Schimmelsporen und mit den Chemikalien bei der Beseitigung des Schimmels, indem Sie Gummihandschuhe, eine FFP2- oder FFP3-Maske und einen dichten Augenschutz (z. B. Staubschutz- oder auch Taucherbrille) tragen. Sinnvoll ist auch ein Wegwerf-Maleroverall, den Sie nach der Aktion entsorgen können. Der ganze Aufwand ist nötig, um durch die Putzaktion keine allergischen Reaktionen durch die Schimmelsporen auszulösen.

Häufig tritt großflächiger Schimmelbefall an den Außenwänden auf, wenn Möbel zu dicht an der Wand stehen und keine Luftzirkulation stattfinden kann. Es kann aber auch ein Bauschaden mit durchfeuchtetem Mauerwerk vorliegen.

Schimmelstellen bis zur Größe von einem halben Quadratmeter können Sie selbst beseitigen, für alles andere sollten Sie sich an einen Fachbetrieb wenden.

Die Vorgehensweise bei flächigem Schimmelbefall ist aufwendig, denn der Schimmel wird vielfach bereits die Tapete durchwachsen haben. Sie muss also runter. Hier keinesfalls trocken arbeiten, die Tapete abreißen oder mit einem Spachtel abkratzen! Tragen Sie am besten verdünnten Tapetenkleister mit einer Leimbürste auf – und das weit über die Schadstellen hinaus. Wenn die Tapete ganz durchgeweicht ist, lässt sie sich mitsamt den Sporen einfach ablösen und in gut verschlossenen Abfallsäcken im Müll entsorgen. Die notwenige Einwirkzeit lässt sich dadurch erreichen, dass man eine dünne Abdeckfolie aus dem Renovierungsbedarf flächig auf den Kleister aufbringt, damit das Gemisch nicht vorzeitig trocknet.

Es sollten keine Kleisterreste und keine Schimmelstellen auf dem Putz verbleiben. Notfalls müssen verbliebene Stellen mit einem Tellerschleifer bearbeitet werden. Auch hierbei sollten Sie feucht arbeiten.

Anschließend wird die Wand mit fungiziden Spezialmitteln aus dem Baumarkt oder mit verdünntem Chlorreiniger abgewaschen und gründlich getrocknet.

Entgegen der landläufigen Meinung eignen sich Essig oder Essigreiniger nicht, um Schimmel zu beseitigen und einen Wiederbefall zu vermeiden. Essig hinterlässt ein saures Milieu, dass den Wiederbefall eher fördert als verhindert. Um ein basisches Milieu zu schaffen, können Sie die Wände mit Soda- oder Natronlösung nachwaschen. „Chemische Keulen“ z. B. auf Basis von Wasserstoffperoxid finden Sie im Baumarkt.

Auch die Verwendung von Streichkalk kann zuverlässig vor einem erneuten Schimmelbefall schützen. Jedoch lassen sich mit Streichkalk behandelte Flächen nicht übertapezieren. Mieter sollten daher mit Ihrem Vermieter Rücksprache halten.

Angeschimmelte Möbel

Meist hat es nicht nur die Wand, sondern auch die Möbel erwischt. Angeschimmelte Möbelrückwände können Sie mit Alkohol abwischen. Ist der Befall sehr stark, wechseln Sie die typischen Hartfaserplatten bei modernen Selbstmontagemöbeln durch zugeschnittene Platten aus dem Baumarkt aus. Bei Massivmöbeln können Sie auch mit Alkohol und feiner Stahlwolle arbeiten. Vorsicht – polierte Oberflächen vertragen keinen Alkohol (und natürlich auch keine Stahlwolle). Versuchen Sie hier, den Schimmel mit Wasser abzuwaschen. Auch Hitze tötet Schimmel ab – die Benutzung einer Heißluftpistole ist einen Versuch wert.

Sind Polstermöbel betroffen, schauen Sie zunächst, ob die Bezüge zur Reinigung abgenommen werden können. Ist das nicht der Fall, können Sie nur versuchen, diese mit Alkohol, Polstershampoo und gründlichem Lüften im Freien zu retten. Allerdings sind die Erfolgsaussichten eher gering, hier hilft meist nur noch die Entsorgung.

Schimmelbefall vorbeugen

  • Eine ausreichende Wärmedämmung der Innen- und Außenwände unterbindet das Eindringen von Wasser in das Mauerwerk und verhindert Wärmebrücken.
  • Drei bis vier Mal täglich Stoßlüften sorgt für den optimalen Luftaustausch.
  • Um Schimmelbefall vorzubeugen, müssen alle Räume beheizt werden und die Türen geschlossen bleiben. In Wohnräumen ist eine Temperatur von mindestens 15 °C notwendig.
  • Die Luftfeuchtigkeit sollte zwischen 40 % bis 60 % liegen. Ein höherer Wert begünstigt die Schimmelbildung, da Schimmelpilze sich gern in feuchten Räumen ansiedeln.
  • Möbelstücke dürfen nicht direkt an Außenwände gestellt werden, damit die Luft zirkulieren kann.
  • Nasse Oberflächen wie Duschwände im Bad sollten sofort abgetrocknet werden, da sie der perfekte Nährboden für Pilze sind.

Weitere Themen rund um Ihre Gesundheit finden Sie in unserer Themenübersicht Gesundheit.

 

So bringen Sie Ihr Immunsystem auf Trab

Im Winter und in den Übergangszeiten plagen uns regelmäßig Grippe und Atemwegsinfektionen. Oft werden sie durch verschiedene Viren ausgelöst. Auch das Corona-Virus SARS CoV-2 ist noch aktiv. Mit einer guten Immunabwehr und antiviral wirksamen Pflanzenwirkstoffen kommen Sie gut durch die Infekt-Zeit.

Gesunde Ernährung

Rund 70 Prozent aller Immunzellen, die für die Abwehrreaktionen des Körpers zuständig sind, befinden sich im Darm. Grund genug, auf eine abwechslungsreiche und richtige Ernährung zu achten.

Mindestens fünf Mal täglich sollte Obst und Gemüse auf dem Speiseplan stehen. Es enthält Vitamine und Mineralstoffe, die das Immunsystem für die Bildung der Abwehrzellen braucht. Mandarinen, Zitronen, Äpfel und Kiwis zum Beispiel enthalten viel Vitamin C und unterstützen damit die weißen Blutkörperchen bei der Abwehr schädlicher Krankheitserreger. Die Inhaltsstoffe des Granatapfels regen den Stoffwechsel an und bekämpfen Entzündungen im Körper.

Immunstärkende Gemüse sind beispielsweise Brokkoli und andere Kohlsorten. Brokkoli liefert nicht nur zahlreiche Vitamine, sondern ist auch eine ausgezeichnete Kaliumquelle. Zudem enthält das grüne Gemüse Eisen, Magnesium und Folsäure und ist damit zur Stärkung des Immunsystems gut geeignet. Überhaupt alle Kohlsorten enthalten sekundäre Pflanzenstoffe, die sich positiv auf das Immunsystem auswirken. Vor allem Grünkohl liefert Vitamin B, Vitamin C und Vitamin E sowie Folsäure und Mineralstoffe. Zudem liefern sie eine Menge Ballaststoffe, die wichtig für die Darmgesundheit sind.

Aus diesem Grund sollten Sie auch bei Getreide zur Vollkorn-Variante greifen und öfter einmal Haferflocken auf den Speiseplan setzen – z. B. als leckeres Frühstück mit Obst und Joghurt. Dann kommen Sie zugleich in den Genuss eines nächsten Immun-Boosters: probiotische Lebensmittel. Joghurt, Kefir oder Sauerkraut füttern quasi die „guten Darmbakterien“ und sorgen somit für ein funktionierendes Immunsystem.

Sparen Sie bei Ihren Mahlzeiten nicht mit Knoblauch und Zwiebel. Beides gibt herzhaften Gerichten nicht nur einen einmaligen Geschmack, sondern sie enthalten auch Vitamine und Mineralstoffe sowie den antibakteriellen Wirkstoff Allizin, der besonders effektiv im Kampf gegen Krankheitserreger ist.

Trinken Sie ausreichend! Trockene Schleimhäute in Mund und Nase erleichtern Bakterien die Ausbreitung. Zwei Liter Wasser täglich sollten es sein, um den Flüssigkeitshaushalt des Körpers stabil zu halten und die Abwehrkraft zu stärken.

Verschiedene Teesorten bringen den Säure-Basen-Haushalt des Körpers ins Gleichgewicht und verhindern damit eine Übersäuerung des Körpers. Krankheitserreger haben so weniger Chancen, sich in einem übersäuerten Körper auszubreiten. Besonders gut geeignet sind basische Kräutertees wie Brennnessel, Salbei oder Fenchel. Auch Pfefferminze, Ingwer, Melisse oder Hagebutte sind eine gute Wahl.

Ein Ingwer-Tee ist Immunpower pur. Ingwer enthält Magnesium, Kalzium, Eisen, Phosphor und Kalium, Vitamin C und ätherische Öle. Zusammen mit etwas Zitrone und Honig wird aus der Knolle ein anregender Drink, der die Durchblutung ankurbelt, antibakteriell wirkt und die Immunabwehr stärkt.

Ausreichend Bewegung

Regelmäßige Bewegung an frischer Luft bringt den Kreislauf in Schwung und stärkt die körpereigenen Abwehrkräfte. Wichtig ist ein moderates Training, bei dem Sie sich nicht überanstrengen.

Perfekt zur Stärkung des Immunsystems sind Ausdauersportarten wie Walken, Joggen oder Radfahren und Schwimmen. Wer sich mehrmals wöchentlich zwischen 30 und 45 Minuten an der frischen Luft bewegt, unterstützt die körpereigene Abwehr und baut Stress ab. Beanspruchte Muskeln produzieren zudem Botenstoffe, die Entzündungen hemmen. Das Immunsystem hat dann mehr Kraft, Erkältungsviren zu bekämpfen. Studien zeigen, dass Menschen, die sich 3 x wöchentlich für 45 Minuten bewegen, weniger infektanfällig sind.

Zuviel oder zu anstrengendes Training kann die Immunabwehr aber auch schwächen, deshalb bitte nicht übertreiben. Und: Zwei Stunden nach einem intensiven Training fällt die Zahl der weißen Blutkörperchen erst einmal ab und Erreger haben es leichter einzudringen. Gehen Sie daher Ansteckungsgefahren in dieser Zeit aus dem Weg.

Scheint während des Trainings die Sonne, tanken Sie gleichzeitig noch Vitamin D, das für den Kalzium- und Mineralstoffhaushalt eine wichtige Rolle spielt. Gut zu wissen: In der dunklen Jahreszeit reichen die Sonnenstrahlen nicht aus, um unseren Körper ausreichend mit Vitamin D zu versorgen. Eine Ergänzung mit Vitamin-D-Präparaten ist daher oft sinnvoll. Fragen Sie hierfür Ihren Arzt oder Apotheker.

Eine gute Ergänzung zu Ausdauersport ist eine meditative Bewegungslehre wie z. B. Yoga – das hilft Stress abbauen und senkt die Entzündungsmaker im Blut.

Richtige Regeneration

Auch wenn es im Alltag manchmal schwerfällt – bleiben Sie entspannt. Stress schwächt das Abwehrsystem und sorgt dafür, dass der Körper das Stresshormon Kortisol ausschüttet. Das Hormon wirkt negativ auf das Herz-Kreislaufsystem und macht uns anfälliger für Infekte. Studien zeigen, dass gestresste Menschen schneller krank werden, Wunden schwerer heilen und sogar Impfungen schlechter anschlagen.

Verschiedene Entspannungstechniken wie autogenes Training, progressive Muskelentspannung oder bestimmte Atemtechniken bauen Stress ab und helfen, dass wir uns besser fühlen. Meditative Techniken wie Gedankenreisen haben ebenfalls einen solchen Effekt. Das reduziert nicht nur Stress, sondern mindert das Infektrisiko um 30 Prozent. Auch eine Auszeit in der Sauna wirkt nicht nur entspannend, sondern stärkt bei regelmäßigen Saunagängen das Immunsystem.

Nicht zu vergessen: Lachen ist die beste Medizin, beim Lachen baut der Körper das Stresshormon Kortisol ab. Das herzhafte Lachen aktiviert die T-Zellen, die im Körper Viren und Bakterien abwehren und senkt den Blutzucker.

Entspannte Menschen finden auch besser in den Schlaf. Eine gesunde Nachtruhe ist wichtig für die Immunabwehr, denn im Schlaf wird das Wissen der Abwehr verankert, wie die Viren besiegt wurden. An nächsten Tag geht’s dann umso schneller.

Gesunder Lebensstil

Raucher haben deutlich weniger Antikörper im Blut. Und auch mit Alkohol tun wir uns nichts Gutes: Studien zeigen, dass bis zu 24 Stunden nach dem letzten Schluck Alkohol die Immunabwehr geschwächt ist. Auch wenn es schwierig ist, von liebgewonnenen Gewohnheiten Abschied zu nehmen – es lohnt sich für die Gesundheit.

Wichtig um gesund zu bleiben ist zudem regelmäßiges Lüften: Oftmals sorgt trockene Luft in Innenräumen dafür, dass die Schleimhäute in Nase und Rachen durch eine geringe Luftfeuchtigkeit austrocknen. Ein gesundes Maß an Abhärtung tut dem Immunsystem gut – eine weniger aufgeheizte Wohnung kann dazu beitragen und spart zudem Energiekosten.

Das Immunsystem stärken können auch regelmäßige Sozialkontakte. Besuchen Sie ruhig häufig Freunde oder Bekannte und haben Sie Spaß miteinander. Das hilft auch Ihrem Immunsystem.

Pflanzen mit antiviraler oder immunstärkender Wirkung

Es gibt jede Menge Heilpflanzen, die eine antivirale oder immunstärkende Wirkung haben und sich somit dazu eignen, einem Infekt vorzubeugen. Einer der berühmtesten pflanzlichen Virenkiller ist der Rote Sonnenhut (Echinacea purpurea), der nachweislich die Abwehrkraft gegen Viren steigert. Wissenschaftler um Craig Coleman von der University of Connecticut (USA) haben 14 Studien zu dem Thema ausgewertet und kamen zum Ergebnis, dass die Gefahr einer grippalen Infektion durch Echinacea um 60 Prozent reduziert werden kann. Echinacea gibt es z. B. als Tabletten in der Apotheke oder Drogerie.

Curcuma hilft dem Körper dabei, spezifische T-Zellen (T-Lymphozyten) zu bilden, die für die Krankheitsbekämpfung unerlässlich sind. Wissenschaftler der Oregon State Universität haben in ihrer Studie festgestellt, dass das Protein Cathelicidin im menschlichen Organismus durch die Einnahme von Curcuma ansteigt und sich im Immunsystem gegen Bakterien zur Wehr setzt. Auf diese Weise ist es möglich, Infektionen – aber auch chronischen Erkrankungen – vorzubeugen. Würzen Sie Ihre Gerichte öfter einmal mit Curcuma oder nutzen Sie ein Nahrungsergänzungsmittel.

Jiaogulan trägt auch den Beinamen „Kraut der Unsterblichkeit“ und aktiviert im Körper die Produktion eines bestimmten Enzyms, Superoxide-Dismutase (SOD), das auf natürliche Weise im Körper produziert wird. Dadurch werden freie Radikale aufgespürt und aus dem Körper ausgeschieden. Jiaogulan stärkt überdies das Immunsystem durch die Anregung der Lymphozytenbildung. Lymphozyten sind weiße Blutkörperchen und damit die Abwehrpolizei des Körpers. Jiaogulan gibt es als Tee in manchen Apotheken, aber auch als Tropfen oder Kapseln. Sie können aus den Jiaogulan-Blättern einen Tee zubereiten, der leicht nach Lakritze schmeckt.

Sie möchten mehr erfahren? Lesen Sie unsere Broschüre zum Thema natürliche Virenkiller.

Zöliakie und Gluten-Unverträglichkeit

Aktuell ist laut der deutschen Zöliakie Gesellschaft e.V. in Deutschland jeder hundertste Mensch an Zöliakie erkrankt. Doch die diagnostizierten Fälle sind nur die Spitze des Eisberges und man geht von einer hohen Dunkelziffer aus.

Was ist Zöliakie?

Zöliakie ist eine chronische Erkrankung, die sich durch eine Unverträglichkeit von Gluten zeigt. Dieses Klebeeiweiß ist in allen bei uns üblichen Getreidesorten wie Weizen, Dinkel, Roggen, Gerste und Hafer (von Hafer gibt es auch glutenfreie Sorten) enthalten. Auf das Klebeeiweiß reagiert bei Zöliakie-Erkrankten das Immunsystem im Darm, was zur Zerstörung der Dünndarm-Zotten führt. Das hat eine verminderte Nährstoffaufnahme mit entsprechenden Mangel-Erscheinungen sowie ein vielfältiges Symptombild zur Folge. Betroffene leiden unter Blähung, Durchfall, Unwohlsein, Erbrechen, schlechte Konzentrationsfähigkeit und Appetitlosigkeit.

Zöliakie ist auch im fortgeschrittenen Alter ein Thema. Heute ist jeder zehnte neu diagnostizierte Patient über 65 Jahre alt. Bei ihnen verläuft das Leiden aber oft weniger typisch und wird daher nicht selten übersehen. Denn neben Darmproblemen, heftigen Blähungen, Koliken und Durchfall kann sich die Erkrankung auch durch einen Nährstoffmangel zeigen: Bei Blutarmut oder Eisenmangel unklarer Ursache sollte die Zöliakie-Diagnostik stets Teil der Abklärung sein. Auch eine ausgeprägte Osteoporose aufgrund eines Mangels an Vitamin D und Kalzium sowie erhöhte Leberwerte können auf Zöliakie hinweisen. Ein kaputter Zahnschmelz, chronische Kopfschmerzen oder depressive Verstimmungen können ebenfalls Anzeichen einer Zöliakie sein.

Die Darmsymptome dagegen können bei Erwachsenen oft recht mild ausfallen. Auch wenn sich die Zöliakie im Alter oft anders als in jungen Jahren zeigt, so müssen sich alle Patienten strikt glutenfrei ernähren. Übliches Brot, Pasta und Mehl sind tabu, weil Weizen, Dinkel, Emmer, Einkorn, Roggen und Gerste Gluten enthalten. Alternativen sind zum Beispiel Reis, Mais, Buchweizen, Linsen, Amarant oder Quinoa.

Zöliakie oder Glutenunverträglichkeit – was ist der Unterschied?

Eine Unverträglichkeit bzw. Überempfindlichkeit auf Weizen kann aber auch andere Ursachen haben. Es muss nicht immer eine Zöliakie-Erkrankung dahinterstecken. Experten spekulieren schon lange über die Ursachen, warum immer mehr Menschen Getreideprodukte nicht vertragen. Denn die Zahl derjenigen, die nach dem Verzehr von Getreideprodukten über Bauchschmerzen, Blähungen, Durchfall oder Verstopfung klagen, steigt stetig.

Als mögliche Ursache wird zum einen die Hochzüchtung der modernen Getreidesorten diskutiert, die mit einem viel höheren Gehalt von Gluten und anderen Substanzen verbunden ist als bei vergleichbaren älteren Getreidesorten.

Als weitere Ursache identifizieren die Forscher aber auch das zunehmende öffentliche Interesse an einer glutenfreien Ernährung, was die Aufmerksamkeit auf dieses Thema lenkt.

Eine Überempfindlichkeit auf Gluten ist medizinisch nur schwer fassbar ist. Die Symptome ähneln sehr denen einer Zöliakie oder einer Weizenallergie. Anders als bei der Zöliakie, die oft im Kindesalter beginnt, finden die Ärzte bei Menschen mit „Nicht-Zöliakie-Nicht-Weizenallergie-Weizensensitivität“ (NZNWWS) bei einer Darmspiegelung jedoch keine Veränderungen der Dünndarmschleimhaut. Auch die Antikörper im Blut, die auf eine Weizenallergie hinweisen, fehlen.

Einzig die Beschwerden, die innerhalb von wenigen Stunden nach dem Verzehr von glutenhaltigen Lebensmitteln auftreten und die sich unter Einhalten einer glutenfreien Diät innerhalb weniger Tage wieder bessern, geben einen diagnostischen Hinweis. Liegt eine Zöliakie-Erkrankung vor, bessern sich die Beschwerden dagegen meist nur langsam – nämlich erst, wenn sich die Darmschleimhaut erholt hat, was mehrere Wochen dauern kann.

Dass tatsächlich das Klebereiweiß Gluten bei einer Überempfindlichkeit der alleinige Auslöser ist, wird von der Wissenschaft zunehmend bezweifelt. Weizenmehl enthält noch andere Bestandteile, die bei empfindlichen Menschen Beschwerden verursachen können. Zu den verdächtigen Substanzen zählen Amylase-Trypsin-Inhibitoren. Diese Proteine, mit denen Pflanzen Schädlinge abwehren, kommen vor allem in den modernen und hochgezüchteten Getreidesorten vor. Der menschliche Darm kann Amylase-Trypsin-Inhibitoren nicht abbauen. Bei einem Kontakt mit der Schleimhaut kommt es kurzfristig zur Aktivierung des Immunsystems. Eine Therapie hierfür gibt es noch nicht, aber hier kann zumindest eine glutenarme Ernährung Linderung bringen. Eine streng glutenfreie Diät ist meist nicht erforderlich.

Streng glutenfreie Diät bei Zöliakie

Dagegen müssen Zöliakie-Patienten auf die Einhaltung einer streng glutenfreien Diät achten. Selbst Spuren von Gluten können die Beschwerden erneut aufflammen lassen. Spuren von Gluten in Nahrungsmitteln sind gar nicht so selten, selbst als glutenfrei gekennzeichnete Lebensmittel weisen noch einen Gehalt von 20 ppm Gluten auf. Das kann man sich so vorstellen: Maximal 20 glutenhaltige Brotkrümel mit 999 979 glutenfreien Brotkrümel vermischt ergibt einen Gehalt von < 20 ppm Gluten – erst dann gilt ein Produkt als glutenfrei.

Es heißt also, nicht nur die Zutatenliste akribisch zu studieren – Weizen und Gluten sind deklarationspflichtig! Es bedeutet auch, äußerste Sauberkeit bei der Verarbeitung und Lagerung von glutenfreien und glutenhaltigen Produkten innerhalb eines Haushaltes zu gewährleisten. Also getrennte Lagerung der Produkte, krümelfreie Arbeitsflächen und Küchenutensilien, keine gemeinsame Benutzung beispielsweise des Toasters.

Wertvolle Tipps und aktuelle Informationen für das Leben mit Zöliakie gibt die Deutsche Zöliakie Gesellschaft unter www.dgvs.de.

Glutenfreie Ernährung im Pflegeheim?

Während sich viele Zöliakie-Erkrankte in ihrem Zuhause noch selbst um ihre Ernährung kümmern und Gluten meiden können, wird das mit dem Umzug ins Pflegeheim zum Problem. Hier muss sich das Personal der Pflegeeinrichtungen um die Ernährung der Senioren kümmern – und das ist mit den strikten Anforderungen an eine glutenfreie Ernährung oft überfordert. Nur wenige Senioreneinrichtungen in Deutschland bieten überhaupt eine glutenfreie Kost an – und es kann selten gewährleistet werden, dass die zubereiteten Speisen nicht mit Gluten in Kontakt kommen, zum Beispiel durch Brot auf dem Tisch oder durch Mehl, das in der Küche für andere Speisen verwendet wurde. Immerhin bieten spezielle Catering-Unternehmen an, die Senioreneinrichtungen mit glutenfreier Kost zu beliefern. Dies bedeutet aber einen zusätzlichen finanziellen und logistischen Aufwand, der erst einmal bewältigt werden muss. Es gibt also noch viel zu tun, um Zöliakie-Erkrankte krankheitsgerecht im Alter zu versorgen, wenn sie sich nicht mehr selbstständig versorgen können.

Neues Medikament in Sicht

Gegen Zöliakie könnte es jedoch bald ein wirksames Medikament geben. Ein Forscherteam der Universität Mainz hat einen neuartigen medikamentösen Wirkstoff zur Behandlung der Glutenunverträglichkeit entwickelt: den Transglutaminase-Hemmer ZED1227.

Im Rahmen einer klinischen Phase 2a-Studie haben die Mainzer Wissenschaftler gemeinsam mit internationalen Kollegen gezeigt, dass ZED1227 eine starke schützende Wirkung auf die Dünndarmschleimhaut hat und die Entzündung, Erkrankungssymptome sowie die Lebensqualität der Betroffenen verbessert. Zöliakie-Patienten könnte zukünftig eine unterstützende medikamentöse Behandlungsmöglichkeit parallel zur glutenfreien Diät zur Verfügung stehen. Das bedeutet für sie einen erheblichen Zugewinn an Sicherheit und Lebensqualität – wenn nicht mehr streng auf jedes Krümelchen Gluten geachtet werden muss.

Weitere Informationen zum Thema finden Sie in unserem Ratgeber Nahrungsmittelunverträglichkeiten.

Heilkraft aus den Muskeln

Bewegung ist gesund – sie wirkt positiv auf den Bewegungsapparat, aber auch auf das Herz-Kreislauf-System, den Stoffwechsel, das Abwehrsystem, die Hormone sowie auf das Nervensystem. Deshalb wirkt körperliche Aktivität vorbeugend gegen nahezu alle großen Volkskrankheiten wie Krebs, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes, Depressionen, Rückenschmerzen oder Knochenschwund.

Bewegung lindert zudem Nebenwirkungen einer Krebs-Therapie, reduziert Schmerzen und erhöht die Überlebenswahrscheinlichkeit. Wen wundert’s, dass Sport inzwischen ein wichtiger Bestandteil bei der Rehabilitation der unterschiedlichsten Erkrankungen ist.

Muskeln prodzieren Heilstoffe

Warum das so ist, wollten Wissenschaftler der Universität Kopenhagen genau wissen. Sie untersuchten, welchen Einfluss Sport auf das Immunsystem hat. Dabei werteten sie die Blutproben ihrer Probanden nach den Trainingseinheiten aus und registrierten einen Anstieg der Substanz Interleukin 6 (IL-6).

Dass Interleukine bei der Regulation von Entzündungsreaktionen im Körper eine wichtige Rolle spielen, wusste man bereits. Dass das entdeckte IL-6 aber nicht von den Immunzellen produziert wird, sondern dass die Muskelzellen den Stoff herstellen, war eine wegweisende Entdeckung.

Erst körperliche Aktivität setzt die innere Apotheke in Gang und lässt sie Wirksubstanzen ins Blut abgeben. Mit dem Blutstrom wandern die Myokine ins Fettgewebe, zu Leber, Herz, Tumorzellen oder ins Gehirn.

Was Myokine alles können

Experten schätzen, dass es zwischen 200 und 600 solcher Stoffe gibt. Diese Muskelheilstoffe besitzen vielfältige Aufgaben: Interleukin-6 zum Beispiel stimuliert die Bildung neuer Abwehrzellen und wirkt entzündungshemmend. (Entzündungen gelten als Förderer vieler chronischer Erkrankungen, darunter auch Krebs.) Außerdem steigert Interleukin-6 den Fettstoffwechsel und macht Zellen empfänglicher für Insulin. Das Risiko für Diabetes und Übergewicht sinkt.

Oder ein anderes Beispiel: Myokin BDNF. Vom Myokin BDNF wissen die Forscher, dass es die Blut-Hirn-Schranke überwindet und das Wachstum des Hippocampus stimuliert – das Erinnerungs- und Lernvermögen verbessert und möglicherweise vor Demenz und Depression schützen kann.

Wieder andere Substanzen beeinflussen die Neubildung von Knochen, verbessern deren Stabilität und Dichte – und schützen so vor Osteoporose.

Wirkung der Myokine bei Krebs

Inzwischen sind drei Myokine bekannt, die spezifisch gegen Krebs wirken, allen voran das bereits genannte Interleukin-6. So stellten die Forscher fest, dass das Hormon Adrenalin die Produktion der natürlichen Killerzellen anregt, welche den Tumor bekämpfen. Aber erst das Myokin Interleukin-6 lotst die Killerzellen zum Tumor und bewirkt, dass diese das krank machende Gewebe angreifen. Dieser Mechanismus könnte also ein entscheidender Faktor dafür sein, dass die Überlebenswahrscheinlichkeit von Patienten mit Brust-, Darm- oder Prostatakrebs steigt, wenn diese sich moderat bewegen.

So hat eine Datenauswertung von über 12 100 Brustkrebspatientinnen gezeigt: Frauen, die Sport trieben, verringerten ihr Risiko, an der Krankheit zu versterben um 34 Prozent im Vergleich zu Erkrankten, die sich wenig bewegten. Für dieses Ergebnis war zügiges Walking oder eine Aktivität mit vergleichbarem Energieverbrauch für mindestens drei Stunden pro Woche notwendig.

Außerdem konnten Wissenschaftler beobachten, dass durch körperliche Aktivität die therapiebedingten Symptome bei Krebspatienten abnehmen. Gegen Fatigue – eine emotionale und geistige Müdigkeit und Erschöpfung – wirkt nachweislich eine Kombination aus Kraft- und Ausdauersport. 70 bis 90 Prozent aller Krebserkrankten leiden unter Fatigue, nicht selten über Jahre hinweg. Diese Erschöpfung wird von den Betroffenen als eine der belastendsten Auswirkungen der Therapie erlebt. Eine körperliche Ursache hierfür lässt sich oft nicht feststellen.

Sport ist derzeit die einzige Behandlungsmöglichkeit. Am besten wirkt die Bewegung, wenn die betroffenen bereits während der Chemo- oder Strahlentherapie mit dem Training beginnen in der Phase der Rehabilitation das Training intensivieren. So lassen sich auch Schlafstörungen oder depressive Stimmungslagen positiv beeinflussen.

Als mögliche Sportarten bieten sich Aquacycling, morgendliches Walking, Tanztherapie oder eine medizinische Trainingstherapie im Kraftraum an. Die Patienten sollten dabei darauf achten, sich möglichst in Gruppen zum Sport zu verabreden. Dabei werden nämlich gleichzeitig die sozialen Kontakte gestärkt, die Betroffenen können sich austauschen und gegenseitig motivieren.

Bewegung hilft übrigens auch gegen Polyneuropathie, die als eine weitere häufige Nebenwirkung der Chemotherapie auftreten kann. Bei Polyneuropathie spüren Patienten ein Kribbeln in den Fingern oder Zehen, haben Taubheitsgefühle, stolpern oder können nicht richtig greifen. Spaziergänge oder Walken sind bei Polyneuropathie geeignet, was regelmäßig ausgeführt werden sollte. Grundsätzlich eignen sich jedoch alle Sportarten, mit denen Sie Ausdauer und Kraft trainieren und die Beweglichkeit steigern. Barfußlaufen auf verschiedenen Untergründen oder die Galileo-Rüttelplatte, auf der der Patient das Gleichgewicht trainiert, werden ebenfalls gegen die Polyneuropathie eingesetzt.

Weitere Forschungen notwendig

Noch ist unbekannte, welche Myokine im Einzelnen welche positiven Effekte auslösen und ob unterschiedliche Sportarten verschiedene Myokine ins Blut freisetzen. Möglicherweise produzieren die Muskeln beim Ausdauersport andere Botenstoffe als beim Kraft- oder Koordinationstraining. Mit diesem Wissen könnte man dann das Training so effektiv gestalten, dass es z. B. eine maximale Anti-Tumor-Wirkung erzielt. Erste Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Muskeln zumindest einige Myokine speziell bei Kraftübungen produzieren.

Zukünftig werden vielleicht Myokin-Konzentrationen im Blut vor und nach dem Sport gemessen. Jetzt schon gilt: Nur wer sich regelmäßig bewegt, bringt seine Muskeln dazu, die wichtigen Heilstoffe herzustellen.

Sport verlängert das Leben

Auch außerhalb einer Reha-Therapie ist Sport für die Gesundheit enorm wichtig. Denn dass Sport das Leben verlängern kann, wurde in den letzten Jahren in mehr als 50 Studien bestätigt. Eine Untersuchung an über 130.000 Personen aus 17 Ländern zeigte zudem, dass auch anstrengende körperliche Aktivitäten das Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen und dadurch bedingte Todesfälle signifikant senken.

Doch nicht jede körperliche Aktivität verlängert das Leben gleichermaßen. Zu diesem Ergebnis kam die „Copenhagen City Heart“-Studie. Dabei wurde auf Basis von Gesundheitswerten und Lebensdauer von fast 9000 Menschen erstmals ein Ranking erstellt, welche Sportarten wie viel Extra-Lebenszeit bringen: Tennis: + 9,7 Jahre, Badminton: + 6,2 Jahre, Fußball: + 4,7 Jahre, Radfahren: + 3,7 Jahre,  Schwimmen: + 3,4 Jahre, Joggen: + 3,2 Jahre,  Gymnastik: + 3,1 Jahre.

Um mit Sport und körperlicher Aktivität anzufangen, ist es übrigens nie zu spät: Selbst wer erst mit 40, 50 oder gar 60 Jahren mit regelmäßigem Sport anfängt, kann seine Lebenserwartung steigern. Das legt jedenfalls die große Diet and Health Study des National Institutes of Health-AARP aus den USA nahe. Eine Untersuchung aus dem Brigham and Women´s Hospital im amerikanischen Boston zeigte sogar, dass über 70-jährige Frauen durch regelmäßige körperliche Aktivität zum längeren Leben beitragen konnten.

18.000 Frauen wurden dafür mehrere Jahre lang beobachtet mit dem Ergebnis:  je härter die Frauen trainierten, desto länger leben sie. Wer am intensivsten trainierte, hatten sogar eine um 65 % reduzierte Sterblichkeitsrate. Wer dagegen nur wenig trainierte, konnte sein Todesrisiko kaum reduzieren. Auch wer nur in seiner Jugend sportlich ist, hat keine Vorteile für seine Gesundheit: Diese Menschen lebten nur um vier bis 14 Prozent länger als diejenigen, die nie aktiv waren.

Hier finden Sie weitere Informationen zum Thema Rehabilitation und Kur.

Streit um Bluthochdruckwerte

Bei hohem Blutdruck verschreiben viele Mediziner schnell ein blutdrucksenkendes Medikament. Jetzt warnen Mediziner vor neuen Problemen, die durch die Medikamente entstehen können. Diskutiert wird daher intensiv, ab wann ein Blutdruck als behandlungsbedürftig gilt und welcher Wert als Ziel einer medikamentösen Therapie anzustreben ist.

Die Meinungen darüber, was gesund und was krankhaft ist, haben sich stetig verändert. Vor einigen Jahrzehnten war ein oberer Wert von 100 plus das Lebensalter in Ordnung (bei einem 60-Jährigen entspräche das 160 mmHG) – heute ziehen die Mediziner weitaus niedrigere Grenzen. Die sogenannte Sprint-Studie (2015) hält es sogar für erstrebenswert, den oberen Wert auf unter 120 mmHg zu drücken. Experten, wie beispielsweise die der Deutschen Herzstiftung, warnen: Eine derart starke Senkung des Blutdrucks ist nicht für alle Patienten geeignet und kann sich vor allem bei älteren Menschen negativ auswirken.

Einteilung der Blutdruckwerte

Als „optimal“ gilt derzeit nach Einteilung der Weltgesundheitsorganisation WHO, der European Society of Cardiology und der Deutschen Hochdruckliga ein Wert, der leicht unter 120 zu 80 mmHg liegt, als „normal“ gehen Werte von 120 bis 129 zu 80 bis 84 mmHg durch.

Werte von 130 bis 139 zu 85 bis 89 mmHg rechnet man nach dieser Klassifikation noch unter dem Begriff „hochnormal“ und müssen nicht mit Hilfe von Tabletten gesenkt werden.

Erst ab Werten von 140 zu 90 mmHg sollten blutdrucksenkende Medikamente eingenommen werden, denn dann liegt eine Hypertonie Grad eins (ein milder Bluthochdruck) vor. Eine mittlere Hypertonie beginnt ab einem Wert von 160 zu 100 mmHg, ein schwerer Bluthochdruck ab 180 zu 110 mmHG.

Wie umgehen mit Werten bis 140 zu 90

Strittig ist unter Experten vor allem, wie mit Werten im Bereich von 130 bis 140 zu 85 bis 90 mmHg umzugehen ist. Mediziner aus den USA schätzen diesen Wert bereits als „krank“ und daher behandlungsbedürftig ein. Patienten, bei denen solche Werte wiederholt gemessen werden, bekommen deshalb blutdrucksenkende Medikamente verschrieben. Bezeichnet wird diese Kategorie mit „Stage 1 Hypertension“.

Da die USA in der Medizin als Vorreiter gesehen wird, ziehen die Europäer in der Regel wenig später nach. Im Fall der Einschätzung der leicht erhöhten Blutdruckwerte zeichnet sich das indes nicht ab. Hier entschloss man sich, die bisherigen Grenzwerte beizubehalten. Demnach wird eine medikamentöse Behandlung erst ab einem Blutdruck von 140 zu 90 mmHg notwendig.

Blutdruck-Medikamente können negative Folgen haben

Ein Team von Wissenschaftlern der Technischen Universität München (TUM) und Helmholtz-Zentrums München untermauert diese Entscheidung mit der Begründung, dass eine derart niedrige Schwelle für eine Behandlung keinen Schutz vor einer tödlichen Herz-Kreislauf-Erkrankung bietet. Vielmehr könne die Einnahme von Tabletten gegen Bluthochdruck negative Folgen für die Psyche der Betroffenen haben – und sich darüber sogar negativ auf die Herzgesundheit auswirken. Somit würde also gerade das Gegenteil von dem erreicht, was die Therapie eigentlich bezwecken soll.

In der Münchner Studie mit knapp 12 000 Patientinnen und Patienten gingen die Experten der Frage nach, wie hoch innerhalb eines Zeitraumes von zehn Jahren das Risiko für Menschen in den verschiedenen Blutdruck-Kategorien ist, an einer Herz-Kreislauferkrankung zu sterben und welche anderen Risikofaktoren jeweils vorlagen. Hierbei zeigte sich, dass in der von den amerikanischen Kardiologen neu geschaffenen Kategorie „Stage 1 Hypertension“ das Risiko, an einer Herz-Kreislauferkrankung zu sterben, nicht signifikant höher war als bei Menschen mit normalem Blutdruck.

Die Idee hinter den US-Leitlinien, den Bluthochdruck möglichst frühzeitig zu senken und durch die Diagnose einer Erkrankung die Patienten zu sensibilisieren und zu motivieren, halten die Münchner Experten für fraglich. Die Münchner Forscher begründen Ihre Einschätzung am Beispiel von Patienten mit gefährlich hohem Blutdruck: Ihr Risiko für ein tödliches Herz-Kreislauf-Ereignis ist deutlich erhöht – das gilt weltweit als unstrittig. Ebenso, dass eine medikamentöse Behandlung bei solchen Patienten unumgänglich ist. Gleichzeitig seien bei dieser Gruppe Rauchen und Bewegungsmangel besonders stark verbreitet. Beide zählen jedoch zu den größten Risikofaktoren bei Bluthochdruck. Das zeigt, dass viele Betroffene trotz der Diagnose ihren Lebensstil nicht umstellen, folgern die Forscher.

Medikamente und depressive Stimmungslagen

Bei Menschen mit grenzwertigem Blutdruck zwischen 130 und 139 und 85 bis 89 mmHg kann stattdessen ein ganz anderer Risikofaktor zum Tragen kommen. Seit einiger Zeit ist bekannt, dass zwischen psychischen Krisen, Depressionen und Herz-Kreislauf-Ereignissen mannigfaltige Wechselwirkungen bestehen. Die Münchner Wissenschaftler selbst hatten in einer früheren Studie gezeigt, dass Depressionen das Herz-Kreislauf-System ähnlich belasten wie hohe Cholesterinwerte und Fettleibigkeit.

Wie die Münchner Studie ergab, wurden bei rund der Hälfte der Männer und Frauen, die wegen ihres Hochdrucks Medikamente einnahmen, depressive Stimmungslagen festgestellt. Im Gegensatz dazu sei dies nur bei etwa einem Drittel der Patienten der Fall gewesen, die ihren Blutdruck nicht medikamentös behandeln ließen. Die Wissenschaftler nehmen an, dass es sich um einen Labeling-Effekt handelt: Wird man offiziell mit dem Etikett „krank“ versehen, wirkt sich das negativ auf die psychische Gesundheit aus.

Würden die amerikanischen Werte vorausgesetzt, würde der Anteil der Erwachsenen mit der Diagnose Bluthochdruck von 32 auf 46 Prozent steigen. – 14 Prozent würden also zusätzlich psychischem Druck ausgesetzt, ohne dass für sie eine signifikant höhere Gefahr besteht und ohne dass eine Motivationswirkung der Diagnose zu erwarten wäre. Die Münchner Wissenschaftler sehen es deshalb als „grundsätzlich falsch“ an, diese Leitlinien zu übernehmen.

Blutdruck-Werte auf natürliche Weise senken

Die „European Society of Cardiology“ empfiehlt bei einem Blutdruck im hochnormalen Bereich, die Blutdruckwerte auf natürliche Weise zu senken. Auch wenn es schwerfällt und viel Durchhaltevermögen erfordert: Durch eine Veränderung des Lebensstils kann es sogar Menschen mit ausgeprägtem Bluthochdruck gelingen, ohne Medikamente auszukommen oder zumindest deren Dosierung deutlich zu reduzieren.

  • Übergewicht reduzieren
  • weniger Alkohol trinken (nicht jeden Tag und wenn, dann nur maximal 30 Gramm – das entspricht etwa 0,6 Liter Bier oder zwei Gläser Wein)
  • das Rauchen am besten aufgeben
  • regelmäßig Sport treiben (Ausdauersportarten wie Joggen oder Schwimmen sind besonders gut für Herz und Kreislauf)
  • weniger Salz essen
  • generell ausgewogener essen (Zucker und gesättigte Fettsäuren – enthalten z. B. in Butter, Wurst und Fleisch, Milch und auch Kokosöl – besser meiden). Besonders empfohlen wird dagegen die Mittelmeer-Küche mit viel frischem Gemüse und gesundem Olivenöl.
  • Stress vermeiden für Ausgleich sorgen; ein regelmäßiger Tagesablauf mit Oasen der Entspannung helfen. Auch ein kurzer Mittagsschlaf kann so gut wie ein Medikament wirken.

Übrigens: Drei Eigenschaften sollen Kamillentee zum perfekten Mittel gegen Bluthochdruck machen: Kamille hat eine entzündungshemmende und krampflösende Wirkung, welche den Gefäßwänden hilft, sich zu entspannen und zu erweitern. Dadurch kann das Blut besser durch die Venen und Arterien fließen. Folglich entsteht weniger Druck in den Blutgefäßen. Kamille hat von Natur aus eine ähnliche Wirkungsweise wie das Arzneimittel Diuretika, welches bei Bluthochdruck verschrieben wird. Es hilft dabei, das überschüssige Salz von unserem Körper zu trennen. Kamillentee hat eine entspannende Wirkung auf unseren Körper und senkt das Stresslevel, was zu einem ruhigeren Schlaf führt.

Mehr Informationen? Beachten Sie auch unseren Ratgaber zum Thema Bluthochdruck.

Zwischen Fürsorge und Überlastung

Mit der Pflege eines Angehörigen ändert sich das Leben komplett – sowohl des Pflegebedürftigen als auch des Pflegenden. Pflegende Angehörige können mit enormen psychischen und körperlichen Belastungen konfrontiert sein. Wir geben Tipps an die Hand, wie Sie das Spannungsfeld zwischen Fürsorge und Überlastung gut meistern können.

Angehörigen kommt eine zentrale Rolle bei der häuslichen Pflege zu. Offiziell gelten in Deutschland rund 4 Millionen Menschen als pflegebedürftig, die meisten werden zu Hause durch eine oder mehrere nahestehende Personen gepflegt. Sie helfen bei der Körperpflege, beim Essen, der Medikamentenversorgung, der Mobilität oder beim Einkaufen. Das bedeutet oft eine große Herausforderung in punkto Lebensorganisation. Pflegende Angehörige gelten im Durchschnitt als physisch und vor allem psychisch stärker belastet als Menschen ohne diese Aufgabe – insbesondere, wenn sie sich um einen Menschen mit Demenz kümmern.

Keine freie Zeit mehr für sich selbst und fehlende soziale Kontakte, aber auch Schlafmangel und sonstige körperliche und psychische Beschwerden können die Folge sein. Kopf- oder Rückenschmerzen, Frustration, Niedergeschlagenheit und Einsamkeitsgefühle sind nicht selten und können bis hinein in eine Depression führen. Damit es erst gar nicht so weit kommt, sind vorbeugende Maßnahmen wichtig.

Was im Einzelfall notwendig ist bzw. helfen kann, ist von mehreren Faktoren abhängig, unter anderem vom Pflegegrad der pflegebedürftigen Person, der persönlichen Lebenslage und den eigenen Bedürfnissen und Kräften. Es gibt verschiedene Ansatzpunkte für eine Entlastung bei der Pflege.

Pflegeberatung

Pflegende Angehörige haben das Recht auf eine Pflegeberatung. In vielen Bundesländern haben Kommunen und Pflegekassen mittlerweile die so genannten Pflegestützpunkte eingerichtet, unter /www.zqp.de/beratung-pflege/ finden Sie eine Übersicht mit bundesweiten Adressen. Wichtig für Sie zu wissen: Während der Pflegeberatung ist ausdrücklich auf die Möglichkeit eines individuellen Versorgungsplans hinzuweisen. Anspruchsberechtigte erhalten damit eine umfassende Unterstützung bei der Klärung individueller Fragen.

In einigen Kommunen gibt es außerdem Senioren- oder Pflegeberatungsstellen direkt vor Ort. Dort können Angehörige sich über örtlichen Hilfeangebote informieren.

Telefonische Beratung erhalten pflegende Angehörige beim Pflegetelefon des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend unter der Nummer 030 201 791 31. Außerdem gibt es das Bürgertelefon des Bundesministeriums für Gesundheit, zu erreichen unter der Telefonnummer 030 340 60 66 02, wo Sie Informationen zu den rechtlichen Rahmenbedingungen der Pflegeversicherung erhalten können.

Pflegekurse und Selbsthilfegruppen

Für pflegende Angehörige kann die Teilnahme an einem Pflegekurs körperlich und psychisch entlastend wirken. Die Kosten eines solchen Kurses übernimmt die Pflegeversicherung. Hier werden zum Beispiel Pflegetechniken vermittelt, um den Rücken zu schonen. Oder man kann lernen, entspannter mit dem demenzkranken Angehörigen umzugehen.

Emotional entlastend kann auch der Austausch mit anderen Angehörigen sein. Angehörigenkreise, Behindertenorganisationen und Selbsthilfegruppen bieten einen Ort für intensive Gespräche oder einen Erfahrungsaustausch. Adressen von Gruppen in Ihrer Nähe erfahren Sie zum Beispiel über www.nakos.de oder www.deutsche-alzheimer.de.

Finanzielle Hilfen

Pflege kostet Geld. Die Pflegekassen bieten zur Unterstützung der Pflege verschiedene Leistungen an, die Sie dort beantragen können. Dazu gehören Hilfsmittel wie Pflegebett und Duschhocker, Wohnumfeld verbessernde Maßnahmen, Tagespflege, Kurzzeit- und Verhinderungspflege sowie professionelle Unterstützung durch Pflegedienste.

Die Krankenkassen übernehmen die Kosten von ärztlich verordneter Behandlungspflege. Dazu gehören zum Beispiel das Stellen und die Verabreichung von Medikamenten, das An- und Ausziehen von Kompressionsstrümpfen und anderes.

Hat der Pflegebedürftige einen Schwerbehindertenausweis? Wenn nicht, unbedingt beantragen, den mit dem Ausweis sind bestimmte Vergünstigungen verbunden, wie zum Beispiel die freie Fahrt für Begleitpersonen in Bus, Bahn oder Taxi. Ihr Ansprechpartner für Fragen rund um die Schwerbehinderung ist das Versorgungsamt.

Pflegebedürftige ab Pflegegrad 1 haben Anspruch auf den sogenannten Entlastungsbetrag für Alltagshilfen. Mit dem Entlastungsbetrag erstattet die Pflegekasse 125 Euro monatlich für anerkannte Unterstützungsangebote im Alltag. Der Entlastungsbetrag kann für verschiedene Entlastungsangebote eingesetzt werden, wie z.B. Betreuungsangebote, Angebote zur Entlastung der Pflegenden oder Angebote zur Entlastung im Alltag. Weil nur tatsächlich angefallene Kosten erstattet werden, müssen die Rechnungen gesammelt und bei der Pflegekasse eingereicht werden.

Kurzzeitpflege und Verhinderungspflege

Ist die Pflege vorübergehend zu Hause nicht möglich, trägt die Pflegekasse bei anerkannter Pflegebedürftigkeit Pflegekosten bis zu 1.774  € pro Jahr für einen kurzzeitigen Aufenthalt in einer Pflegeeinrichtung (maximal für 8 Wochen im Jahr). Das ist notwendig, wenn eine pflegende Person vorübergehend ihren Aufgaben nicht nachkommen kann oder wenn eine pflegebedürftige Person zeitweise besonders intensive Pflege benötigt.

Fallen Pflegende für einen begrenzten Zeitraum aus, etwa wegen Krankheit oder Urlaub, finanziert die Pflegeversicherung unter bestimmten Voraussetzungen eine Ersatzpflegekraft entweder im Haushalt des Pflegebedürftigen oder in einer Pflegeeinrichtung. Bei Pflegegrad 2 bis 5 erhalten Sie eine Erstattung von bis zu maximal 1.612 Euro pro Jahr, dieser Betrag kann noch mit dem halben Betrag der Kurzzeitpflege aufgestockt werden. Den Pflegekassen sind zur Beantragung bzw. Abrechnung der Verhinderungspflege die Belege vorzulegen.

Pflegezeiten und Familienpflegezeit für Beschäftigte

Unter bestimmten Voraussetzungen können pflegende Angehörige für die Dauer von maximal 6 Monaten eine Pflegezeit beanspruchen. In dieser Zeit gibt es zwar kein Gehalt, einen Teil des Lohnverlustes kann man aber mit einem zinslosen Darlehen des Bundesamtes für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben (BAFzA) ausgleichen.

Oder Sie nutzen die Möglichkeit der Familienpflegezeit: Hierbei können pflegende Angehörige ihre wöchentliche Arbeitszeit für die maximale Dauer von 2 Jahren auf bis zu 15 Stunden pro Woche reduzieren. Der Lohnverlust kann wiederum über ein zinsloses Darlehen des Bundesamtes für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben (BAFzA) ausgeglichen werden.

Gesundheitsvorsorge

Für die eigene Gesundheit ist es wichtig, einen Ausgleich zu haben, eigenen Interessen nachzugehen und sich regelmäßig zu bewegen. Ob im Freundkreis, im Verein oder beim Kinobesuch, wer gerne unter Leute geht, sollte sich diesen Ausgleich weiterhin gönnen. Auch körperliche Aktivitäten wie Spazierengehen, Radfahren, Schwimmen oder die Teilnahme an Sportkursen sind geeignet, Stress abzubauen und den Körper zu stärken.

Pflegende Angehörige sollten sich zudem regelmäßig ärztlich untersuchen lassen, spätestens aber wenn Anzeichen für eine Überlastung bestehen. Der Hausarzt kann auch zu psychologischen und psychotherapeutischen Unterstützungsangeboten oder Rehabilitationsmaßnahmen beraten.

Einige Kranken- und Pflegekassen finanzieren pflegenden Angehörigen spezielle Kuraufenthalte, bei denen Pflegebedürftige oder behinderte Kinder mitreisen dürfen. Die Krankenkassen müssen bei der Bewilligung von Kuren und Vorsorgeleistungen die besonderen Belastungen pflegender Angehöriger berücksichtigen.

Weitere Informationen finden Sie in unserem Ratgeber.

Minimalinvasive Therapie an der Bauchaorta

Aneurysma_Bauchaorta

Aussackungen der Bauchschlagader entstehen unbemerkt und enden oft tödlich. Ein neues Higtech-Verfahren, bei dem Gefäßstents eingesetzt werden, verhindert bei einem Aneurysma, dass die Schlagader reißt.

Aneurysma – die schleichende Gefahr

Ein Aneurysma entwickelt sich schleichend, verursacht keine Beschwerden und kann doch tödlich sein. Dabei handelt es sich um die Aussackung einer Hauptschlagader – hauptsächlich im Bauchraum oder im Gehirn, aber auch am Herzen. Die Gefäßwand dehnt sich allmählich auf wie ein Luftballon, wird dünner und droht zu platzen. – Dann besteht Lebensgefahr!

Generell kann ein Aneurysma an jeder Arterie auftreten. Am häufigsten entsteht es im Bauchbereich an der Hauptschlagader, es kann aber auch auf Höhe der Brust und an Hirngefäßen auftreten. Nach einem Herzinfarkt kommt es manchmal zu einer Aussackung an der Herzwand (Herzwand-Aneurysma). Liegt das Aneurysma im Bauchraum, an den Arm- oder Beinarterien, kommt es häufig zu einem Blutgerinnsel (Thrombus). Löst dieses sich ganz oder auch nur teilweise und wird mit dem Blutfluss weitertransportiert, kann es andere Gefäßabschnitte verstopfen. In diesem Fall sprechen Ärzte von einer Embolie.

Männer am häufigsten betroffen

Betroffen von einem Aneurysma sind vier bis acht Prozent aller Männer über 65 Jahre und 0,5 bis 1,5 Prozent der Frauen ab diesem Alter. Die Gefahr, dass die örtlich begrenzte sack- oder spindelförmige Auswölbung platzt, ist bei Frauen allerdings größer. Hauptursache ist Arteriosklerose. Risikofaktoren sind Rauchen, Bluthochdruck, koronare Herzkrankheit und eine familiäre Vorbelastung. Ältere Menschen sind aufgrund der altersbedingten Gefäßverkalkung eher gefährdet. Die Gefahr eines Risses wächst mit dem Durchmesser des Aneurysmas. Bei Männern wird es ab 5 bis 5,5 cm kritisch, bei Frauen ab 4,5 bis 5 cm.

Nicht selten ist die Diagnose „Aneurysma“ ein Zufallsbefund, z. B. wenn der Hausarzt ein Ultraschall das Bauches vornimmt oder der Orthopäde die Wirbelsäule röntgt. Aneurysmen der Bauchaorta verursachen meist keine Beschwerden. Wenn doch, treten oft folgenden Symptome auf: Nagender Schmerz im Unterbauch oder im unteren Rücken, manche Betroffene verspüren eine pulsierende Beule im Bauch oder die Verdauung spielt verrückt – mit abwechselndem Durchfall und Verstopfung.

Bessere Chancen für eine Früherkennung haben jetzt Männer über 65 Jahren. Seit 2018 zahlt die Krankenkasse für sie ein Ultraschallscreening als Vorsorgeuntersuchung. Die Untersuchung kann von Hausärzten, Internisten, Gefäß- oder Allgemeinchirurgen sowie von Radiologen oder Urologen vorgenommen werden und dauert nur wenige Minuten. Studien aus anderen Länder zeigen, dass diese Maßnahmen erfolgreich sind, die Zahl der Rupturen, der Notfalloperationen sowie der Todesfälle kann damit eindeutig gesenkt werden.

Allerdings wird eine weitere Risikogruppe bisher vernachlässigt: Frauen über 65 Jahren, die rauchen. Sie habe ein noch höheres Risiko als gleichaltrige Männer. Experten fordern daher, auch Frauen künftig in die Vorsorge einzuschließen.

EVAR – die minimalinvasive Therapie

Ist die Gefäßaussackung erst einmal entstanden, bildet sie sich nicht von allein zurück. Erhöhter Blutdruck treibt den Prozess voran und begünstigt die Gefäßaussackung. Jetzt heißt es, die Erkrankung im Blick behalten, das Fortschreiten der Gefäßaussackung bremsen und gegebenenfalls rechtzeitig operieren. Die meisten Aneurysmen müssen lediglich in bestimmten Intervallen per Ultraschall kontrolliert werden. Werden die Aneurysmen jedoch zu groß, ist unter Umständen eine OP notwendig.

Mit der endovaskulären Aortareparatur (EVAR) kann der Eingriff heute auch minimalinvasiv erfolgen. Hierbei führt der Gefäßspezialist einen Stent, der in einem Einführungskatheter zusammengefaltet ist, unter Röntgenkontrolle zur Aussackung. Der Stent schient das Aneurysma von innen und bildet ein neues Flussbett für den Blutstrom. Die Gefahr, dass das Gefäß platzt, ist damit gebannt.

Voraussetzung für einen erfolgreichen Eingriff ist ein erfahrenes chirurgisches Team und idealer Weise ein Operationssaal, der für Aortenchirurgie konzipiert ist. Vorreiter ist hier die Heidelberger Universitätsklinik, die bereits 2010 einen ersten gefäßchirurgischen Hybrid-OP eröffnete. Der Saal ermöglichst es, bei auftretenden Komplikationen schnell vom minimalinvasiven Eingriff auf die traditionelle offene Chirurgie zu wechseln.

Nicht zuletzt entscheidet auch eine gute Vorbereitung über den Erfolg der Behandlung. Heute kann die Bauchschlagader per Computertomografie und mittels Spezialsoftware millimetergenau vermessen werden, um den Stent optimal zu platzieren. Der Stent sollte im gesunden Abschnitt der Aorta oberhalb des Aneurysmas verankert werden. Außerdem bestimmt eine Planungssoftware Art und Größe der Endprothese.

War der Eingriff erfolgreich, ist die Gefahr der Ruptur gebannt. Jedoch muss der Patient lebenslang zu regelmäßigen Kontrollen per Ultraschall oder CT, um eine eventuelle undichte Stelle an der Landungszone des Stents auszuschließen. Trotz dieser Einschränkung entscheiden sich Chirurgen nach Möglichkeit für den minimalinvasiven Weg, da er schonender ist, des Infektionsrisiko kleiner bleibt und die Erholungszeit des Patienten kürzer ist.

Bei einer konventionellen OP wird in der Regel eine Kunststoff-Gefäßprothese (Interponat) eingesetzt, um das Aneurysma zu beheben. Dabei wird die Gefäßwand des betroffenen Abschnitts der Aorta aufgeschnitten und das Kunststoffstück mit den noch intakten Endstümpfen der Schlagader vernäht.

Aneurysma-Ursachen

Ein Aneurysma ist häufig Folge einer Arterienverkalkung (Arteriosklerose), die oft durch Bluthochdruck oder starkes Rauchen hervorgerufen wird. Die Gefäßwand wird starr und verliert ihre Elastizität. Mit der Zeit kommt es durch den hohen Blutdruck im Gefäß dann zu einem Aneurysma in Form einer sackartigen Erweiterung. Manchmal ist das Phänomen auch die Folge von Infektionen oder Entzündungen. Und in seltenen Fällen ist es angeboren, bspw. durch Bindegewebsstörungen oder eine Fehlbildung der Blutgefäße.

Wie lässt sich einem Aneurysma vorbeugen?

Eine gezielte Vorbeugung gibt es nicht. Es hilft allerdings auch hier, Risikofaktoren wie das Rauchen zu vermindern und einen generell gesunden Lebensstil zu pflegen. Dazu gehört eine ausgewogene, ballaststoffreiche Ernährung mit viel Obst und Gemüse und körperliche Bewegung. Beispielsweise reichen bereits zwei- bis dreimal pro Woche je dreißig Minuten Radfahren oder Schwimmen, um das Risiko für Gefäßerkrankungen zu verringern.

Mehr Informationen? Beachten Sie auch unseren Ratgaber zum Thema Aneurysma.

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