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Zöliakie und Gluten-Unverträglichkeit

Aktuell ist laut der deutschen Zöliakie Gesellschaft e.V. in Deutschland jeder hundertste Mensch an Zöliakie erkrankt. Doch die diagnostizierten Fälle sind nur die Spitze des Eisberges und man geht von einer hohen Dunkelziffer aus.

Was ist Zöliakie?

Zöliakie ist eine chronische Erkrankung, die sich durch eine Unverträglichkeit von Gluten zeigt. Dieses Klebeeiweiß ist in allen bei uns üblichen Getreidesorten wie Weizen, Dinkel, Roggen, Gerste und Hafer (von Hafer gibt es auch glutenfreie Sorten) enthalten. Auf das Klebeeiweiß reagiert bei Zöliakie-Erkrankten das Immunsystem im Darm, was zur Zerstörung der Dünndarm-Zotten führt. Das hat eine verminderte Nährstoffaufnahme mit entsprechenden Mangel-Erscheinungen sowie ein vielfältiges Symptombild zur Folge. Betroffene leiden unter Blähung, Durchfall, Unwohlsein, Erbrechen, schlechte Konzentrationsfähigkeit und Appetitlosigkeit.

Zöliakie ist auch im fortgeschrittenen Alter ein Thema. Heute ist jeder zehnte neu diagnostizierte Patient über 65 Jahre alt. Bei ihnen verläuft das Leiden aber oft weniger typisch und wird daher nicht selten übersehen. Denn neben Darmproblemen, heftigen Blähungen, Koliken und Durchfall kann sich die Erkrankung auch durch einen Nährstoffmangel zeigen: Bei Blutarmut oder Eisenmangel unklarer Ursache sollte die Zöliakie-Diagnostik stets Teil der Abklärung sein. Auch eine ausgeprägte Osteoporose aufgrund eines Mangels an Vitamin D und Kalzium sowie erhöhte Leberwerte können auf Zöliakie hinweisen. Ein kaputter Zahnschmelz, chronische Kopfschmerzen oder depressive Verstimmungen können ebenfalls Anzeichen einer Zöliakie sein.

Die Darmsymptome dagegen können bei Erwachsenen oft recht mild ausfallen. Auch wenn sich die Zöliakie im Alter oft anders als in jungen Jahren zeigt, so müssen sich alle Patienten strikt glutenfrei ernähren. Übliches Brot, Pasta und Mehl sind tabu, weil Weizen, Dinkel, Emmer, Einkorn, Roggen und Gerste Gluten enthalten. Alternativen sind zum Beispiel Reis, Mais, Buchweizen, Linsen, Amarant oder Quinoa.

Zöliakie oder Glutenunverträglichkeit – was ist der Unterschied?

Eine Unverträglichkeit bzw. Überempfindlichkeit auf Weizen kann aber auch andere Ursachen haben. Es muss nicht immer eine Zöliakie-Erkrankung dahinterstecken. Experten spekulieren schon lange über die Ursachen, warum immer mehr Menschen Getreideprodukte nicht vertragen. Denn die Zahl derjenigen, die nach dem Verzehr von Getreideprodukten über Bauchschmerzen, Blähungen, Durchfall oder Verstopfung klagen, steigt stetig.

Als mögliche Ursache wird zum einen die Hochzüchtung der modernen Getreidesorten diskutiert, die mit einem viel höheren Gehalt von Gluten und anderen Substanzen verbunden ist als bei vergleichbaren älteren Getreidesorten.

Als weitere Ursache identifizieren die Forscher aber auch das zunehmende öffentliche Interesse an einer glutenfreien Ernährung, was die Aufmerksamkeit auf dieses Thema lenkt.

Eine Überempfindlichkeit auf Gluten ist medizinisch nur schwer fassbar ist. Die Symptome ähneln sehr denen einer Zöliakie oder einer Weizenallergie. Anders als bei der Zöliakie, die oft im Kindesalter beginnt, finden die Ärzte bei Menschen mit „Nicht-Zöliakie-Nicht-Weizenallergie-Weizensensitivität“ (NZNWWS) bei einer Darmspiegelung jedoch keine Veränderungen der Dünndarmschleimhaut. Auch die Antikörper im Blut, die auf eine Weizenallergie hinweisen, fehlen.

Einzig die Beschwerden, die innerhalb von wenigen Stunden nach dem Verzehr von glutenhaltigen Lebensmitteln auftreten und die sich unter Einhalten einer glutenfreien Diät innerhalb weniger Tage wieder bessern, geben einen diagnostischen Hinweis. Liegt eine Zöliakie-Erkrankung vor, bessern sich die Beschwerden dagegen meist nur langsam – nämlich erst, wenn sich die Darmschleimhaut erholt hat, was mehrere Wochen dauern kann.

Dass tatsächlich das Klebereiweiß Gluten bei einer Überempfindlichkeit der alleinige Auslöser ist, wird von der Wissenschaft zunehmend bezweifelt. Weizenmehl enthält noch andere Bestandteile, die bei empfindlichen Menschen Beschwerden verursachen können. Zu den verdächtigen Substanzen zählen Amylase-Trypsin-Inhibitoren. Diese Proteine, mit denen Pflanzen Schädlinge abwehren, kommen vor allem in den modernen und hochgezüchteten Getreidesorten vor. Der menschliche Darm kann Amylase-Trypsin-Inhibitoren nicht abbauen. Bei einem Kontakt mit der Schleimhaut kommt es kurzfristig zur Aktivierung des Immunsystems. Eine Therapie hierfür gibt es noch nicht, aber hier kann zumindest eine glutenarme Ernährung Linderung bringen. Eine streng glutenfreie Diät ist meist nicht erforderlich.

Streng glutenfreie Diät bei Zöliakie

Dagegen müssen Zöliakie-Patienten auf die Einhaltung einer streng glutenfreien Diät achten. Selbst Spuren von Gluten können die Beschwerden erneut aufflammen lassen. Spuren von Gluten in Nahrungsmitteln sind gar nicht so selten, selbst als glutenfrei gekennzeichnete Lebensmittel weisen noch einen Gehalt von 20 ppm Gluten auf. Das kann man sich so vorstellen: Maximal 20 glutenhaltige Brotkrümel mit 999 979 glutenfreien Brotkrümel vermischt ergibt einen Gehalt von < 20 ppm Gluten – erst dann gilt ein Produkt als glutenfrei.

Es heißt also, nicht nur die Zutatenliste akribisch zu studieren – Weizen und Gluten sind deklarationspflichtig! Es bedeutet auch, äußerste Sauberkeit bei der Verarbeitung und Lagerung von glutenfreien und glutenhaltigen Produkten innerhalb eines Haushaltes zu gewährleisten. Also getrennte Lagerung der Produkte, krümelfreie Arbeitsflächen und Küchenutensilien, keine gemeinsame Benutzung beispielsweise des Toasters.

Wertvolle Tipps und aktuelle Informationen für das Leben mit Zöliakie gibt die Deutsche Zöliakie Gesellschaft unter www.dgvs.de.

Glutenfreie Ernährung im Pflegeheim?

Während sich viele Zöliakie-Erkrankte in ihrem Zuhause noch selbst um ihre Ernährung kümmern und Gluten meiden können, wird das mit dem Umzug ins Pflegeheim zum Problem. Hier muss sich das Personal der Pflegeeinrichtungen um die Ernährung der Senioren kümmern – und das ist mit den strikten Anforderungen an eine glutenfreie Ernährung oft überfordert. Nur wenige Senioreneinrichtungen in Deutschland bieten überhaupt eine glutenfreie Kost an – und es kann selten gewährleistet werden, dass die zubereiteten Speisen nicht mit Gluten in Kontakt kommen, zum Beispiel durch Brot auf dem Tisch oder durch Mehl, das in der Küche für andere Speisen verwendet wurde. Immerhin bieten spezielle Catering-Unternehmen an, die Senioreneinrichtungen mit glutenfreier Kost zu beliefern. Dies bedeutet aber einen zusätzlichen finanziellen und logistischen Aufwand, der erst einmal bewältigt werden muss. Es gibt also noch viel zu tun, um Zöliakie-Erkrankte krankheitsgerecht im Alter zu versorgen, wenn sie sich nicht mehr selbstständig versorgen können.

Neues Medikament in Sicht

Gegen Zöliakie könnte es jedoch bald ein wirksames Medikament geben. Ein Forscherteam der Universität Mainz hat einen neuartigen medikamentösen Wirkstoff zur Behandlung der Glutenunverträglichkeit entwickelt: den Transglutaminase-Hemmer ZED1227.

Im Rahmen einer klinischen Phase 2a-Studie haben die Mainzer Wissenschaftler gemeinsam mit internationalen Kollegen gezeigt, dass ZED1227 eine starke schützende Wirkung auf die Dünndarmschleimhaut hat und die Entzündung, Erkrankungssymptome sowie die Lebensqualität der Betroffenen verbessert. Zöliakie-Patienten könnte zukünftig eine unterstützende medikamentöse Behandlungsmöglichkeit parallel zur glutenfreien Diät zur Verfügung stehen. Das bedeutet für sie einen erheblichen Zugewinn an Sicherheit und Lebensqualität – wenn nicht mehr streng auf jedes Krümelchen Gluten geachtet werden muss.

Weitere Informationen zum Thema finden Sie in unserem Ratgeber Nahrungsmittelunverträglichkeiten.

Streit um Bluthochdruckwerte

Bei hohem Blutdruck verschreiben viele Mediziner schnell ein blutdrucksenkendes Medikament. Jetzt warnen Mediziner vor neuen Problemen, die durch die Medikamente entstehen können. Diskutiert wird daher intensiv, ab wann ein Blutdruck als behandlungsbedürftig gilt und welcher Wert als Ziel einer medikamentösen Therapie anzustreben ist.

Die Meinungen darüber, was gesund und was krankhaft ist, haben sich stetig verändert. Vor einigen Jahrzehnten war ein oberer Wert von 100 plus das Lebensalter in Ordnung (bei einem 60-Jährigen entspräche das 160 mmHG) – heute ziehen die Mediziner weitaus niedrigere Grenzen. Die sogenannte Sprint-Studie (2015) hält es sogar für erstrebenswert, den oberen Wert auf unter 120 mmHg zu drücken. Experten, wie beispielsweise die der Deutschen Herzstiftung, warnen: Eine derart starke Senkung des Blutdrucks ist nicht für alle Patienten geeignet und kann sich vor allem bei älteren Menschen negativ auswirken.

Einteilung der Blutdruckwerte

Als „optimal“ gilt derzeit nach Einteilung der Weltgesundheitsorganisation WHO, der European Society of Cardiology und der Deutschen Hochdruckliga ein Wert, der leicht unter 120 zu 80 mmHg liegt, als „normal“ gehen Werte von 120 bis 129 zu 80 bis 84 mmHg durch.

Werte von 130 bis 139 zu 85 bis 89 mmHg rechnet man nach dieser Klassifikation noch unter dem Begriff „hochnormal“ und müssen nicht mit Hilfe von Tabletten gesenkt werden.

Erst ab Werten von 140 zu 90 mmHg sollten blutdrucksenkende Medikamente eingenommen werden, denn dann liegt eine Hypertonie Grad eins (ein milder Bluthochdruck) vor. Eine mittlere Hypertonie beginnt ab einem Wert von 160 zu 100 mmHg, ein schwerer Bluthochdruck ab 180 zu 110 mmHG.

Wie umgehen mit Werten bis 140 zu 90

Strittig ist unter Experten vor allem, wie mit Werten im Bereich von 130 bis 140 zu 85 bis 90 mmHg umzugehen ist. Mediziner aus den USA schätzen diesen Wert bereits als „krank“ und daher behandlungsbedürftig ein. Patienten, bei denen solche Werte wiederholt gemessen werden, bekommen deshalb blutdrucksenkende Medikamente verschrieben. Bezeichnet wird diese Kategorie mit „Stage 1 Hypertension“.

Da die USA in der Medizin als Vorreiter gesehen wird, ziehen die Europäer in der Regel wenig später nach. Im Fall der Einschätzung der leicht erhöhten Blutdruckwerte zeichnet sich das indes nicht ab. Hier entschloss man sich, die bisherigen Grenzwerte beizubehalten. Demnach wird eine medikamentöse Behandlung erst ab einem Blutdruck von 140 zu 90 mmHg notwendig.

Blutdruck-Medikamente können negative Folgen haben

Ein Team von Wissenschaftlern der Technischen Universität München (TUM) und Helmholtz-Zentrums München untermauert diese Entscheidung mit der Begründung, dass eine derart niedrige Schwelle für eine Behandlung keinen Schutz vor einer tödlichen Herz-Kreislauf-Erkrankung bietet. Vielmehr könne die Einnahme von Tabletten gegen Bluthochdruck negative Folgen für die Psyche der Betroffenen haben – und sich darüber sogar negativ auf die Herzgesundheit auswirken. Somit würde also gerade das Gegenteil von dem erreicht, was die Therapie eigentlich bezwecken soll.

In der Münchner Studie mit knapp 12 000 Patientinnen und Patienten gingen die Experten der Frage nach, wie hoch innerhalb eines Zeitraumes von zehn Jahren das Risiko für Menschen in den verschiedenen Blutdruck-Kategorien ist, an einer Herz-Kreislauferkrankung zu sterben und welche anderen Risikofaktoren jeweils vorlagen. Hierbei zeigte sich, dass in der von den amerikanischen Kardiologen neu geschaffenen Kategorie „Stage 1 Hypertension“ das Risiko, an einer Herz-Kreislauferkrankung zu sterben, nicht signifikant höher war als bei Menschen mit normalem Blutdruck.

Die Idee hinter den US-Leitlinien, den Bluthochdruck möglichst frühzeitig zu senken und durch die Diagnose einer Erkrankung die Patienten zu sensibilisieren und zu motivieren, halten die Münchner Experten für fraglich. Die Münchner Forscher begründen Ihre Einschätzung am Beispiel von Patienten mit gefährlich hohem Blutdruck: Ihr Risiko für ein tödliches Herz-Kreislauf-Ereignis ist deutlich erhöht – das gilt weltweit als unstrittig. Ebenso, dass eine medikamentöse Behandlung bei solchen Patienten unumgänglich ist. Gleichzeitig seien bei dieser Gruppe Rauchen und Bewegungsmangel besonders stark verbreitet. Beide zählen jedoch zu den größten Risikofaktoren bei Bluthochdruck. Das zeigt, dass viele Betroffene trotz der Diagnose ihren Lebensstil nicht umstellen, folgern die Forscher.

Medikamente und depressive Stimmungslagen

Bei Menschen mit grenzwertigem Blutdruck zwischen 130 und 139 und 85 bis 89 mmHg kann stattdessen ein ganz anderer Risikofaktor zum Tragen kommen. Seit einiger Zeit ist bekannt, dass zwischen psychischen Krisen, Depressionen und Herz-Kreislauf-Ereignissen mannigfaltige Wechselwirkungen bestehen. Die Münchner Wissenschaftler selbst hatten in einer früheren Studie gezeigt, dass Depressionen das Herz-Kreislauf-System ähnlich belasten wie hohe Cholesterinwerte und Fettleibigkeit.

Wie die Münchner Studie ergab, wurden bei rund der Hälfte der Männer und Frauen, die wegen ihres Hochdrucks Medikamente einnahmen, depressive Stimmungslagen festgestellt. Im Gegensatz dazu sei dies nur bei etwa einem Drittel der Patienten der Fall gewesen, die ihren Blutdruck nicht medikamentös behandeln ließen. Die Wissenschaftler nehmen an, dass es sich um einen Labeling-Effekt handelt: Wird man offiziell mit dem Etikett „krank“ versehen, wirkt sich das negativ auf die psychische Gesundheit aus.

Würden die amerikanischen Werte vorausgesetzt, würde der Anteil der Erwachsenen mit der Diagnose Bluthochdruck von 32 auf 46 Prozent steigen. – 14 Prozent würden also zusätzlich psychischem Druck ausgesetzt, ohne dass für sie eine signifikant höhere Gefahr besteht und ohne dass eine Motivationswirkung der Diagnose zu erwarten wäre. Die Münchner Wissenschaftler sehen es deshalb als „grundsätzlich falsch“ an, diese Leitlinien zu übernehmen.

Blutdruck-Werte auf natürliche Weise senken

Die „European Society of Cardiology“ empfiehlt bei einem Blutdruck im hochnormalen Bereich, die Blutdruckwerte auf natürliche Weise zu senken. Auch wenn es schwerfällt und viel Durchhaltevermögen erfordert: Durch eine Veränderung des Lebensstils kann es sogar Menschen mit ausgeprägtem Bluthochdruck gelingen, ohne Medikamente auszukommen oder zumindest deren Dosierung deutlich zu reduzieren.

  • Übergewicht reduzieren
  • weniger Alkohol trinken (nicht jeden Tag und wenn, dann nur maximal 30 Gramm – das entspricht etwa 0,6 Liter Bier oder zwei Gläser Wein)
  • das Rauchen am besten aufgeben
  • regelmäßig Sport treiben (Ausdauersportarten wie Joggen oder Schwimmen sind besonders gut für Herz und Kreislauf)
  • weniger Salz essen
  • generell ausgewogener essen (Zucker und gesättigte Fettsäuren – enthalten z. B. in Butter, Wurst und Fleisch, Milch und auch Kokosöl – besser meiden). Besonders empfohlen wird dagegen die Mittelmeer-Küche mit viel frischem Gemüse und gesundem Olivenöl.
  • Stress vermeiden für Ausgleich sorgen; ein regelmäßiger Tagesablauf mit Oasen der Entspannung helfen. Auch ein kurzer Mittagsschlaf kann so gut wie ein Medikament wirken.

Übrigens: Drei Eigenschaften sollen Kamillentee zum perfekten Mittel gegen Bluthochdruck machen: Kamille hat eine entzündungshemmende und krampflösende Wirkung, welche den Gefäßwänden hilft, sich zu entspannen und zu erweitern. Dadurch kann das Blut besser durch die Venen und Arterien fließen. Folglich entsteht weniger Druck in den Blutgefäßen. Kamille hat von Natur aus eine ähnliche Wirkungsweise wie das Arzneimittel Diuretika, welches bei Bluthochdruck verschrieben wird. Es hilft dabei, das überschüssige Salz von unserem Körper zu trennen. Kamillentee hat eine entspannende Wirkung auf unseren Körper und senkt das Stresslevel, was zu einem ruhigeren Schlaf führt.

Mehr Informationen? Beachten Sie auch unseren Ratgaber zum Thema Bluthochdruck.

Vegan leben und einkaufen

Bis zu 2,6 Millionen Menschen leben in Deutschland vegan – Tendenz steigend. Grund genug, sich einmal mit veganem Leben und veganem Einkaufen zu beschäftigen.

Tierische Produkte meiden, ethisch handeln und nachhaltig leben – das ist die Idee hinter dem veganen Leben. Veganer und Veganerinnen meiden in der Regel alle Produkte, in denen tierische Bestandteile vorkommen. Die Idee dieser Lebensweise: Ethischer zu handeln, weil keine Tiere getötet oder gequält werden müssen, um das eigene Leben zu ermöglichen. Hinzu kommt der Nachhaltigkeitsaspekt: Fleisch aus Massentierhaltung und Milchprodukte belasten das Klima. Nicht zuletzt ist mit dem veganen Leben oft auch die Hoffnung auf eine gesündere Ernährung verbunden.

Vegan bei Kosmetik und Reinigung

Wer den veganen Einstieg ins Leben wagt, wird feststellen, dass viele Kosmetik- und Putzmitteln tierische Inhaltsstoffe enthalten oder in Tierversuchen auf ihre Verträglichkeit getestet wurden.

Ist beim Lippenstift z. B. Kamin oder E 120 auf der Liste der Inhaltsstoffe zu lesen, dann wurde die Farbe aus den Panzern von Schildläusen gewonnen. Ein anderes Beispiel: Kollagen. Auch hier handelt es sich um ein tierisches Protein, das meist von Schlachttieren stammt. Auch Wollwachs oder Lanolin ist nicht vegan – es wird aus Talgdrüsen gewonnen. Cera flave bzw. E 910 ist Bienenwachs – wird also dem Bienenvolk weggenommen.

Aber wer soll sich bei all den Inhaltsstoffen auskennen? Eine gute Möglichkeit festzustellen, ob Produkte vegan sind, sind zusätzliche Siegel, die auf der Verpackung gut sichtbar aufgebracht sind. Diese Siegel werden von verschiedenen Organisationen vergeben und sind geschützt. Wer sie verwendet, muss nachgewiesen haben, dass die Produkte wirklich vegan, bio oder tierversuchsfrei sind. Einige Supermärkte kennzeichnen Ihre Produkte mit eigenen Siegeln, die jedoch weniger streng bei der Vergabe vorgehen. Eine Liste wichtiger Siegel finden Sie am Ende des Beitrags.

Für den Check der Inhaltsstoffe gibt es außerdem verschiedene Apps auf dem Markt, die beim Einkaufen helfen. So z. B. die App „CodeCheck“, mit der sich im Supermarkt oder in der Drogerie die Produkte einfach durch das einscannen des Barcodes untersuchen lassen. Ist der Begriff „vegan“ in der App ausgewählt, zeigt diese unkompliziert an, ob ein Produkt vegan ist oder nicht. Nachteil: Man benötigt zwingend mobiles Internet und Hausmarken oder neue Produkte sind meist nicht gelistet.

Zusätzliches Plus: Mit dieser App kann der Kunde ganz nebenbei auch einen Nachhaltigkeitscheck machen. Denn viele Produkte sind zwar vegan, enthalten aber trotzdem bedenkliche Inhaltsstoffe, beispielsweise Aluminium, schwer abbaubare Polymere (Mikroplastik) oder Isoparaffine. Polymere machen eine Creme geschmeidig, im Wasser sind sie jedoch eine Umweltbelastung, denn die Stoffe werden in den Kläranlagen nicht immer vollständig herausgefiltert und landen später im Nahrungsmittelkreislauf von Tier und Mensch. Isoparaffine als Inhaltsstoffe in Cremes oder Make-up halten die Haut in einem guten Zustand, verhalten sich im Abwasser jedoch wie ein Lösungsmittel, das andere Stoffe zersetzt.

Tipp: Für die Reinigung braucht es meist gar keine Chemie: Soda und Natron sind vegan und tierversuchsfrei und stehen den Spezialprodukten kaum nach. Auch Kosmetika lassen sich mit wenigen Mitteln selbst herstellen. Hierzu gibt es verschiedene Internetseiten, auf denen man stöbern kann, z. B. www.smarticular.net.

Vegan beim Wohnen und bei der Kleidung

Das Lieblingskleid aus Seide, die Outdoorjacke mit Bienenwachs versiegelt oder die Knöpfe der Strickjacke aus Horn. – Nicht nur für die Ernährung müssen Millionen Tiere ihr Leben lassen, auch Leder, Pelze oder Federn sind begehrte Produkte, Wolle und Horn ebenfalls. Es lohnt sich deshalb, bei der täglichen Kleidung und bei der Wohnungsausstattung auf tierische Stoffe zu achten. Viele Materialien lassen sich heute schon mit veganen Alternativen ersetzen. In den letzten Jahren wurde auf dieser Ebenen viel experimentiert und neue Stoffe entwickelt.

Seide kann man heute z. B. mit weicher Soja-Seide ersetzen, die als Nebenprodukt bei der Tofu-Herstellung anfällt. Sie besteht aus Soja-Proteinen und hat ähnliche Eigenschaften wie echte Seide, zudem ist sie in der Herstellung günstiger.

Andere neue Materialien für Stoffe bestehen aus Fasern von Algen, Buchen oder Eukalyptus, Brennnessel, Hanf oder Bambus.

Leder wird heute in der Möbelindustrie oft durch Kork ersetzt, auch Ananasleder ist eine gute Alternative. Es wird aus den Blättern der Ananaspflanze hergestellt, die früher einfach weggeworfen wurden. Ein Problem für Veganer: Das Patch am Bund von Jeans – welches bei den meisten Herstellern immer noch aus echtem Leder hergestellt wird.

Recycling-Produkten kommt zunehmend eine größere Rolle für die Herstellung von veganen Schuhen oder Taschen zu. Aus alten Autoreifen, PET-Flaschen oder Teppichen lassen sich interessante alternative Stoffe herstellen. Hauptsächlich werden allerdings Bio-Baumwolle, Bambus, Kork oder Naturkautschuk verwendet.

Aufpassen sollte man bei Jacken mit Fellen oder Isolierung mit Daunen, welches ja auch tierische Produkte sind. Auch hier gibt es Alternativen: Kunstfell erkennt man z. B. daran, dass die Haare alle gleich lang sind. Bei der Isolation von Winterjacken kann man ebenfalls synthetische Fasern verwenden.

Probleme machen meist die Klebstoffe, welche für Schuhe, Jacken oder Taschen benötigt werden, denn sie enthalten in der Regel tierische Stoffe wie Mich, Knochen oder Tierhäute. Bei veganer Kleidung setzt man auf synthetische Leime oder Stärken. Hier den Durchblick zu erhalten, gelingt allerdings nur mit einem Vegan-Siegel.

Vegan essen

Um auf Käse, Michl, Eier, Fleisch und Fisch völlig zu verzichten, braucht man mehr als gute Gründe. Das Argument „da ist aber gesund“ zieht nicht immer. – Denn leben Veganer überhaupt gesünder? Mehrere Studien haben gezeigt, dass zumindest Fleischverzicht vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen und verschiedenen Krebserkrankungen schützen kann. Veganer sind zudem seltener übergewichtig und nehmen meist mehr Ballaststoffe und ungesättigte Fette zu sich.

Allerdings: Steuern Veganer nicht mit bewusster Nahrungsauswahl dagegen, fehlen ihnen schnell verschiedene Proteine, Vitamin B12, Kalzium, Eisen, Selen und Jod. Die Folgen der Mangelernährung sind u. U. Blutarmut, Schädigung des Rückenmarks, Schilddrüsenvergrößerung oder schlechtere Immunabwehr. Gerade bei Kindern kann es zu Wachstumsverzögerungen und Entwicklungsstörungen des Nervensystems und des Skeletts kommen. Daher wird für Kinder sowie für Schwangere und Stillende eine vegane Ernährung generell nicht empfohlen. Für alle anderen gilt: Bei veganer Ernährung ist ein ausgetüfftelter Speiseplan sowie die Ergänzung von Vitamin-B12-Präparaten wichtig.


5 wichtige vegane und nachhaltige Siegel:

Veganblume: Von Cociety England. Inhaltsstoffe, Produktionsprozesse und Produkte müssen vegan und tierversuchsfrei sein.

PETA-approved vegan: Label für vegane Kleidung von der Tierschutzorganisation PETA

Vegan ohne Gentechnik: Bekanntes Veganes Label der European Vegetarian Union (EVU), auch Gentechnik ist hier untersagt.

Vegan und Bio: Prüfung wird von Vegorganic e. V. jährlich durchgeführt. Produkte mit diesem Siegel müssen vegan und bio sein.

Leaping Bunny: Internationales Siegel für Unternehmen, welche keine Tierversuche durchführen, beauftragen oder sich daran beteiligen.

Schützende Hand: Produkte mit diesem Siegel sind ohne Tierversuche hergestellt, sind jedoch nicht zwingend vegan

 

5 Apps für eine vegane und nachhaltige Lebensart:

Codecheck:

Barcode-Scanner für den Supermarkt. Kostenlos für Android oder iOS. Mit Werbeschaltungen.

Kosmetik ohne Tierversuche:

Diese App zeigt Kosmetikmarken an, die mit Tierversuchen in Verbindung stehen (denn nicht überall sind Tierversuche verboten). Kostenlos nur für Android.

PETA zwei:

Veganer Einkaufsführer der Tierschutzorganisation PETA. Kann nach Supermarktketten oder Kategorien durchsucht werden. Erleichtert den Umstieg in die vegane Lebensweise. Kostenlos für Android oder iOS.

Happy cow:

Veganer Restaurantführer. Weltweit werden vegane Restaurants, Hotels usw. am gewählten Standort angezeigt. Über 100.000 Einträge sollen es bereits sein. Kostenlos für Android oder iOS.

Vegan Passport:

Diese App übersetzt die persönlichen Essenspräferenzen in 78 Sprachen. Lebensmittel sind entsprechend mit Bildern versehen. Kostenlos für Android oder iOS.


Weitere Tipps rund ums Einkaufen finden Sie in unserem Ratgeber „Günstig einkaufen„.

Gesunde Ernaehung bei Adipositas und Übergewicht

Adipositas und Ernährung

Gesunde Ernaehung bei Adipositas und ÜbergewichtSieben Ernährungsmythen aufgeklärt – was die Forschung heute weiß

Ist Obst wirklich so gesund? Macht Essen am Abend dick? Und sind Übergewichtige selbst Schuld an ihrem Gewicht? Ernährungsmythen aufgeklärt.

Mythos 1: Im Sommer benötigen wir weniger Kalorien, weil der Körper weniger Energie verbraucht.

Stimmt nicht. Sowohl in Situationen extremer Hitze als auch Kälte ist der Energieverbrauch unseres Körpers erhöht. Das heißt, beim Frieren und beim Abkühlen benötigen wir mehr Energie. Abnehmen kann man allerdings im Sommer ein bisschen leichter, Grund ist unser generelles Ernährungsverhalten: Im Sommer essen wir lieber leichtere und kalorienärmere Speisen, im Winter mögen es viele deftig und man legt sich eher den klassischen Winterspeck zu.

Mythos 2: Obst ist gesund und man kann soviel davon essen wie man will.

Leider nicht richtig, denn auch beim Obst macht die Dosis das Gift. Früchte können außerdem auch eine Menge an Kalorien und Kohlenhydraten enthalten. Ein aktuelles Beispiel aus der Forschung zeigt, dass gerade die Fruktose, die wir verstärkt in Obst finden, ganz wesentlich bei der Entstehung der Fettleber beteiligt ist.

Mythos 3: Abends essen macht dick.

Unentschieden, hier kommt es darauf an, wie viel zum Abendessen auf den Tisch kommt. Man geht zwar davon aus, dass die Kalorien am Abend nicht gleich wieder verbrannt werden können, weil man dann ins Bett geht. Letztendlich gibt es aber keinen Beweis dafür, zu welcher Tageszeit Kalorien fürs Gewicht schädlicher sind – die Gesamtmenge, die man über den Tag verteilt zu sich nimmt, zählt. Zur Kalorienreduktion fällt es manchen leichter, auf das Abendessen zu verzichten, manche frühstücken lieber nichts. Neuere Studien legen eher nahe, dass es wichtiger ist, dem Körper ein ausreichend großes Zeitfenster zu geben, um die Nahrung zu verarbeiten – das Intervall-Fasten baut auf diese Erkenntnisse auf.

Mythos 4: Mit Light-Produkten nimmt man ab.

Stimmt nicht. In Light-Produkten wird Zucker oft durch Zuckerersatzstoffe ausgetauscht. Diese Ersatzstoffe können mehr Appetit machen oder direkt auf unsere Darmbakterien wirken. Light-Produkte können also indirekt dazu beitragen, dass man mehr Appetit hat und sogar zunimmt.

Mythos 5: Übergewichtige Menschen sind selber schuld

Stimmt nicht. Heute weiß man, dass genetische Faktoren eine ganz große Rolle bei der Ausprägung von Übergewicht und Adipositas spielen. Auch hormonelle Aspekte und unser gesellschaftliches Umfeld bedingen die Entstehung von Übergewicht. All diese Faktoren kann der Einzelne nicht aktiv beeinflussen.

Mythos 6: Übergewichtige müssen einfach weniger essen und mehr Sport treiben, dann nehmen sie schon ab.

Stimmt theoretisch. Die Erfahrung zeigt jedoch, dass Abnehmkonzepte, die nur darauf basieren weniger zu essen und sich mehr zu bewegen, langfristig versagt haben. Woran das liegt, weiß man nur zum Teil. Eine These lautet, dass der Körper ein einmal erreichtes Gewicht hartnäckig verteidigt. Hierbei greifen viele verschiedene Mechanismen ineinander, die dazu führen, dass der Körper immer wieder zu seinem maximal erreichten Gewicht zurück möchte. Zu diesen Faktoren gehören beispielsweise die Ausschöpfung der aufgenommenen Kalorien aus der Nahrung sowie die Regulation von Grundumsatz, Appetit und Sättigung. Diese Faktoren können wir nicht bewusst kontrollieren.

Mythos 7: Die Ursachen der Erkrankung Adipositas sind der Wissenschaft vollständig bekannt

Stimmt leider nicht. Zwar definiert auch die Weltgesundheitsorganisation Adipositas mittlerweile als eine Erkrankung. Bei der Ursachenforschung ist man jedoch immer noch bemüht, alle Faktoren für die Entstehung der Erkrankung beim einzelnen Menschen und auf gesellschaftlicher Ebene komplett zu verstehen. Nur für wenige, einzelne Fälle kann man bislang einen klaren Zusammenhang etwa zwischen einem Gendefekt und der Ausprägung von Adipositas herstellen.

Beachten Sie auch unsere weiteren Ratgeberbroschüren zum Thema Gesundheit und Ernährung.

Intervall-Fasten gesund für Senioren?

Intervall-Fasten ist derzeit in aller Munde und wird als eine wirksame Art und Weise angesehen, um einige überschüssige Pfunde loszuwerden. Intervall-Fasten – auch intermittierendes Fasten, bzw. IF genannt – ist eine Fastenform, bei der tage- oder stundenweise auf Nahrung verzichtet wird, mit dem Ziel einer langfristigen Gewichtsreduktion und einer gesundheitsfördernden Wirkungen auf den Stoffwechsel.

Eine der besonders bekannten Arten des Intervall-Fastens ist das „Dinner-Cancelling“. Hierbei wird an zwei bis drei Tagen in der Woche auf das Abendessen verzichtet. Abends werden nur Wasser, Tee oder andere kalorienfreie Getränke getrunken. Damit entsteht eine Essenspause von mindestens 14 Stunden bis zum Frühstück. Das Abendfasten soll den Insulinspiegel entlasten, die Gewichtsabnahme fördern und die Schlafqualität verbessern. Zudem soll es Alterungsprozesse vermindern und so lebensverlängernd wirken.

Aufs Abendessen verzichten?

Nun warnen Ernährungswissenschaftler vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung: Wer mit über 60 vom Nachmittag bis in den nächsten Morgen fastet, tut sich nichts Gutes. Ein langes Fasten über Nacht beeinflusst die Muskelprotein-Synthese negativ, und im Alter wird ohnehin mehr Muskelmasse abgebaut als in jungen Jahren.

Bereits ab 50 verliert jeder Mensch ca. 1-2 % Muskelmasse jährlich. In jungen Jahren kann man diesem Effekt mit Sport effektiv gegensteuern, im Alter funktioniert das nicht mehr so gut. Wer dann den Muskelabbau durch Fasten und Bewegungsmangel beschleunigt, der wird im „Zeitraffer gebrechlich“. Die unangenehmen Folgen sind Stürze und Knochenbrüche.

Wer dennoch Intervall-Fasten möchte, sollte lieber das Frühstück überspringen. Allerdings sollte man sich prinzipiell darüber im Klaren sein, das es zum Intervall-Fasten noch keine Studien mit älteren Menschen gibt. Wie sich Intervall-Fasten grundsätzlich auf einen älteren Organismus auswirkt, weiß man also noch gar nicht.

Auf die benötigte Proteinmenge achten

Auch andere Ernährungswissenschaftler betonen die Wichtigkeit des Abendessens für ältere Menschen. Diese bekämen sonst kaum die Protein-Menge, die sie täglich benötigen. Allein mit Frühstück, Mittagessen und evtl. einer kleinen Zwischenmahlzeit kommen die benötigten 1,0 bis 1,2 Gramm Protein pro Körpergewicht nicht zusammen. Empfohlen wird daher ein Abendessen mit viel Eiweiß, jedoch relativ leicht und gesund: Also lieber Vollkorn statt Weißmehl, lieber Fisch und gedünstetes Gemüse statt fettes Fleisch.

Eine gute Proteinquelle gerade für Menschen über 60 ist gedünstetes Fleisch – auch ohne weitere Beilage, z. B. Hähnchen. Wenn man regelmäßig Medikamente einnehmen muss, kann dieses jedoch manchmal etwas bitter schmecken. Tipp der Ernährungsexperten: Einige gehackte Petersilienblätter dazu essen, dann geht es besser.

Salat und Rohkost zum Abendbrot?

Und wie sieht es mit Salat, Rohkost & Co zum Abendessen aus? Kein Problem, sind sich die Experten einig, wenn diese nicht im Magen zwicken oder Sie wachhalten. Gemüse, Kartoffeln, Vollkornbrot oder Haferflocken sättigen gut, liefern Nährstoffe und sind in aller Regel leicht bekömmlich. Wer rohes Gemüse nicht mehr gut kauen kann, der kann es z. B. mit Joghurt zu eine leckeren Smoothie oder Püree verarbeiten.

In punkto Zeiten ist es ein guter Richtwert, wenn vier Stunden vor dem Zubettgehen die letzte große Mahlzeit gegessen wird. Oft kann es hilfreich sein, die Mahlzeiten auf 5 kleine statt 3 große Mahlzeiten zu verteilen, da der Magen im Alter unflexibler wird. Wer gewohnheitsmäßig früh zu Abend isst, aber erst spät ins Bett geht, für den ist sogar ein zusätzlicher Abendsnack sinnvoll. Am besten wieder Eiweiß, also Käse, Quark, Joghurt, Tofu, Ei, Fisch, Fleisch oder Hülsenfrüchte. Studien weisen darauf hin, dass eine späte Einweiß-Zufuhr die Synthese der Muskelproteine positiv beeinflusst. Für Diabetiker ist ein Abendsnack ebenfalls wichtig, um den Blutzuckerspiegel über Nacht konstant zu halten.

Jeder sollte es mit den Mahlzeiten so halten, wie er es mag und wie es ihm bekommt. Überhaupt sind Appetit und Genuss die besten Zutaten, um den Körper etwas Gutes zu tun und den Tag mit Freude zu beschließen.

Übergewicht im Alter

Und wie sieht es mit Übergewicht im Alter aus? Zwar altert jeder Mensch anders – der eine ist mit Ende 50 schon „medizinisch alt“, ein anderer erst mit 70 – aber eines ist sicher: Im Alter braucht man mehr Proteine und Nährstoffe, jedoch weniger Kalorien. Bei jeder Diät im Alter wird nicht nur Fett, sondern automatisch auch Muskelmasse abgebaut. Wer Gewicht reduzieren und ungeliebte Polster loswerden will, sollte sich deshalb vor allem mehr Bewegen. Und sich vor jeder Ernährungsumstellung beraten lassen.

Möchten Sie mehr lesen über Diäten im Vergleich? Dann holen Sie sich diesen Ratgeber, oder Sie rufen uns an für weitere Ratgeber-Broschüren:

 

Extra-Tipps:

Die besten Lebensmittel für einen entspannten Schlaf:

  • Kirschen: Enthalten viel Melatonin, ein Hormon, dass den Körper bei Dunkelheit aufs Schlafen einstellt.
  • Haferflocken: Enthalten neben Melatonin auch Vitamin D. Vitamin-D-Mangel geht auf mit Schlafstörungen einher.
  • Milchprodukte: Proteine fördern Melatonin.
  • Nüsse: Wichtige Vitamin-B-Quelle, welche die Schlafhormone fördern.
  • Fisch: Liefert dem Körper Tryptophan, welches hilft, das Schlafhormon Serotonin zu produzieren.
  • Bananen: Liefern viel Magnesium und Kalium, welche den Schlaf verbessern. Kalium senkt zudem deutlich das Risiko für einen Herzinfarkt.

Vier Menü-Tipps für den Abend:

Vorspeise: Reissalat (Vollkorn) mit Gemüse, z. B. Mais, Zucchini und Paprika

Hauptspeise: Fisch, gegrillt oder gedünstet, Pellkartoffeln und Kräuter-Quark-Dipp

Dessert: Käse oder Früchte

Vorspeise: Rührei auf Vollkornscheiben, evtl. mit Tomate und Schafskäsewürfeln

Hauptspeise: Kartoffel- oder Erbspüree mit Frikadelle (Geflügel, Rind)

Nachspeise: Joghurt mit Früchten

Vorspeise: Grünes Gemüse-Smoothie mit Flocken (Haferflocken, Schmelzflocken)

Hauptspeise: Gedünstetes Gemüse mit Tofu und Soja-Soße

Nachtisch: Griechischer Joghurt mit Nüssen (Nussmus) und Honig

Vorspeise: Gemüse-Suppe

Hauptspeise: Tafelspitz mit Meerrettich, Gemüse und Kartoffel

Nachtisch: Apfel-Zimt-Joghurt

Lebensmittelsmittelunverträglichkeit – Krank durch Pflanzenkost

Obst und Gemüse sind größtenteils gut verträglich

Gemüse macht uns krank, behauptet der US-Kardiologe Steven R. Gundry hat in seinem Bestseller „Böses Gemüse. Wie gesunde Nahrungsmittel uns krank machen“. Er vertritt die These, dass bestimmte Pflanzenstoffe Hauptverursacher von Darmentzündungen, Zöliakie, Diabetes oder Rheuma und vielen anderen Erkrankungen sein können. Seine Thesen zur Lebensmittelunverträglichkeit werden sehr kontrovers diskutiert. Einige seiner Kollegen widersprechen ihm, andere stimmen ihm zumindest in einigen Punkten zu. Was ist dran an dieser Behauptung?

Krank durch Gemüse und Obst ?

Dass Obst, Vollkorn und Gemüse gesund sind, dem würde heute wohl niemand widersprechen. Diese Lebensmittel stecken aber auch voller Stoffe, die sich nicht immer positiv auf den menschlichen Organismus auswirken – unter anderem die Lektine. Das sind Eiweiße, die Pflanzen zur Schädlingsabwehr bilden und die natürlich auch auf den menschlichen Körper wirken. Wer will behaupten, dass der Mensch kein Fraßfeind der Pflanzen sei?

Der US-Mediziner Gyndry will den Glauben an gesunde Ernährung durch Vollkornprodukte erschüttern. Er warnt vor Vollkorn, Obst und Gemüse und schlägt beispielsweise vor, Weißbrot zu essen. Bei Gyndrys Lektin-Diät sind Auberginen, Bohnen, Erbsen, Gurke, Paprika, Zucchini, Soja und Tomaten gestrichen. Förderlich sind nur Salat, Karotten und Knoblauch, Brokkoli, Meerrettich, Pilzen und Sellerie, die alle – laut Gundry – nahezu frei von Lektinen seien.

Ernährungsexperten widersprechen seinen Thesen: In vielen Fällen stelle Lektin für die menschliche Ernährung kein Problem dar, weil die meisten Lektine hitzelabil sind –  das heißt: Man kann sie durch Kochen beseitigen.

Schädlichkeit von Lektinen in der Kontroverse

Hitzebeständig ist lediglich das Weizenlektin. Und auch dieses könne man unschädlich machen – nämlich durch Fermentieren, wie es bei der althergebrachten Brotherstellung mit einer sehr langen Teigführung erreicht wird. (Lektin ist hier nicht zu verwechseln mit Gluten.) Heute werden Brote jedoch meist im Schnellverfahren hergestellt. Das Lektin ist dann nicht „entschärft“ und kann durchaus Beschwerden verursachen. Viele kaputten Därme rühren zu einem gewissen Teil von dem Verzehr von echtem (rohen) Vollkorn her. Das, was heute als gesund bezeichnet wird – man muss das roh essen, weil da wertvolle Stoffe drin sind usw. – könne den Darm auch überfordern. Der Mensch sollte essen, was ihm schmeckt und vor allem bekommt.

Fakt ist, zu Lektinen wird viel geforscht, z. B. im Krebsforschungszentrum Heidelberg, im Deutschen Institut für Ernährungsforschung in Rehbrücke und im Bundesinstitut für Risikobewertung. Mit Statements ist man jedoch noch zurückhaltend. Zu kontrovers sind die Thesen Gundrys, zu komplex die Materie. Dabei ist die Diskussion um die Schädlichkeit der Lektine nicht neu. Bereits um die Jahrtausendwende gab es Studien, die sie sogar mit Krebserkrankungen in Verbindung brachten. Damals widersprach man der Gefahr durch Weizenlektin (z. B. Ernährungswissenschaftler Prof. Bernhard Watzl, damals bei der Bundesforschungsanstalt für Ernährung). Begründung: 1) die geringe Menge; 2) die Schutzschicht im Darm, die verhindert, dass Lektine aufgenommen werden; 3) die große Darmfläche.

Und noch ein Argument kommt ist nicht unwichtig: Jeder Mensch hat einen individuellen Stoffwechsel, jeder Darm reagiert anders. Ein alleiniger Inhaltsstoff ist niemals für Darmprobleme oder andere Krankheiten verantwortlich. Die Kombination der Nahrungsmittel macht’s, sie verstärken sich gegenseitig oder schwächen sich in ihrer Wirkung ab. Was einem gut tut – oder auch nicht – das muss das jeder für sich selbst herausfinden.

Weitere Infos zum Thema Nahrungsmittelunverträglichkeit finden Sie in diesem Betrag.

Wie richtige Ernährung vor Demenz schützen kann

Altersforscher haben jetzt Nahrungsinhaltsstoffe identifiziert, welche die Selbstreinigungsprozesse in den Gehirnzellen ankurbeln und vor neurodegenerativen Erkrankungen wie Demenz schützen könnten.

Mit der Berliner „SmartAge“-Studie untersuchen Forscher die Wirkung einer zwölfmonatigen Gabe von natürlichem Spermidin aus Weizenkeimen auf Lernen und Gedächtnis sowie auf die Struktur des Gehirns. An der Studie nehmen ältere, noch gesunde Menschen teil, deren Gedächtnis sich nach eigener Einschätzung verschlechtert hat.

Schützt Spermidin aus Weizenkeimen vor Demenz ?

Spermidin ist ein körpereigenes Produkt des Zellstoffwechsels und spielt eine wichtige Rolle bei der Aufrechterhaltung von Zellprozessen. Bei Versuchen an Modell-Organismen (Hefen, Würmer, Fruchtfliegen), denen über die Nahrung zusätzlich Spermidin zugeführt wurde, verlängert das die Lebensspanne und stoppte z. B. auch den altersbedingten Erinnerungsverlust bei Fruchtfliegen. Diesen Effekt führen die Forscher auf die Zunahme von sogenannten Autophagie-Prozessen zurück. Das sind Selbstreinigungsprozesse, bei denen die Zelle ihren Abfall selbst verdaut und vernichtet, zum Beispiel krankheitserregende Eiweiß-Ablagerungen. Diese Eiweiß-Ablagerungen liegen fast allen neurodegenerativen Erkrankungen zugrunde, auch der Alzheimer- oder der Parkinson-Krankheit. Eine Ankurbelung dieses Selbstreinigungsprozesses könnte somit diesen Erkrankungen vorbeugen.

Spermidin in der Nahrung scheint auch dem menschlichen Gehirn gut zu tun, wie weitere Studien zeigten. Hierbei wurde die Wirkung von natürlichem Spermidin, das aus Weizenkeimen gewonnen und in Kapseln verpackt worden war, auf Lernen und Gedächtnis untersucht. Es konnten gezeigt werden, dass sich Gedächtnisleistungen bereits nach dreimonatiger Einnahme tendenziell verbessern, bei sehr guter Verträglichkeit der Kapseln.

Spermidin – eine Substanz, die Effekte des Fastens nachahmt

Der Körper produziert solche Substanzen beim Abnehmen, man kann sie aber auch mit der Nahrung aufnehmen. Weltweit wurde bereits eine Reihe solche Substanzen untersucht: zum Beispiel Resveratrol, das aus Trauben gewonnen werden kann und daher u. a. im Rotwein zu finden ist, oder der sogenannte Grüntee-Extrakt. Auch für Resveratrol konnten schon positive Effekte auf die Gedächtnisleistung und die Durchblutung des Gehirns nachgewiesen werden.

Mit einer Wunderpille fürs Gehirn ist allerdings nicht zu rechnen. Denn Nahrungsergänzungsmittel können allenfalls unterstützend wirken, aber nie eine ausgewogene Ernährung ersetzen, wie Ernährungsexperten betonen. Die Formel für eine bessere Gedächtnisleistung lautet also: Gesunde Ernährung und ab und zu Fasten. Viel Obst, Gemüse und ungesättigte Fettsäuren zu sich zu nehmen und beim Zucker zu sparen. Außerdem scheinen ein aktives soziales Leben, körperliche Bewegung und ein aktiver und gesunder Lebensstil das Risiko einer Erkrankung zu mindern.

Weitere Infos zum Thema, z.B. zu Alzeimer-Erkrankung, erhalten Sie in unserer aktuellen Broschüre.

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